Kohle-Proteste im Rheinischen Revier Aktivisten besetzen Kohle-Bahn

Grevenbroich. · Auf der Nord-Süd-Bahn ging am späten Freitagnachmittag nichts mehr. Rund 800 Klima-Aktivisten besetzten die Gleise und blockierten die Kraftwerke.

 Aktivisten besetzten am Freitag die Gleise der Kohle-Transportbahn in der Nähe des Kraftwerks Neurath. Weitere Protest-Aktionen werden am Samstag erwartet.

Aktivisten besetzten am Freitag die Gleise der Kohle-Transportbahn in der Nähe des Kraftwerks Neurath. Weitere Protest-Aktionen werden am Samstag erwartet.

Foto: dpa/Ralf Roeger

Etwa 800 Klima-Aktivsten haben am späten Freitagnachmittag die Nord-Süd-Bahn bei Vanikum besetzt. Zuvor hatten sie laut Behördenangaben eine Polizeiblockade durchbrochen. Alle Züge standen still, die Kraftwerke in Neurath und Niederaußem konnten nicht mehr mit Braunkohle aus dem Tagebau Garzweiler versorgt werden. Die Schienenverbindung gilt als eine der wichtigsten Schlagadern im Rheinischen Revier.

„Wir blockieren mit unseren Körpern die größte CO2-Quelle Europas“, sagte Kathrin Henneberger, Sprecherin von „Ende Gelände“, mit Blick auf die dampfenden Kühltürme. Insgesamt wurden sieben Gleise besetzt. Die Aktivisten hatten sich mit Schlafsäcken und Iso-Matten ausgerüstet, „wir sind für eine lange Nacht gewappnet“, sagte Hennenberger.

RWE Power hatte den kompletten Zugbetrieb auf der Nord-Süd-Bahn eingestellt. Die Versorgung der Kraftwerke ist zunächst einmal gesichert, denn die Kohlebunker der Kraftwerke sind in den vergangenen Tagen randvoll gefüllt worden. Wie viele Tonnen „auf Halde“ lagern, will Sprecher Guido Steffen aus taktischen Gründen nicht verraten – auch nicht, wie lange der Kohlevorrat ausreicht. „Das Ganze ist natürlich eine Frage der Zeit“, sagt Steffen. Das BoA-Kraftwerk in Neurath verbraucht zurzeit ohnehin weniger Braunkohle als üblich, da sich der 1100-Megawat-Block F in Revision befindet.

Rund 4000 Klima-Aktivisten hielten den ganzen Tag über starke Polizeikräfte in Atem. Cirka 1000 Braunkohle-Gegner – bekleidet mit weißen Staubanzügen – trafen am Nachmittag mit mehreren Bussen im Bedburger Gewerbegebiet ein. Nach einer mehrstündigen Mahnwache im Schatten eines Supermarktes, wollte die Gruppe offensichtlich in Richtung Tagebau aufbrechen, wurde von der Polizei aber an einem Kreisverkehr gestoppt. Weitere Demonstranten – nach Behördenangaben waren es etwa  1500 – fanden sich am Spätnachmittag am Bahnhof in Jüchen-Hochneukirch ein – und legten zeitweise nahezu den gesamten Ort lahm.

Kurz nach 9 Uhr setzte sich die erste Gruppe aus dem Klima-Camp in Viersen in Bewegung. Eine weitere Gruppe machte sich kurze Zeit später in Richtung Grube auf. Um das Eindringen in den Tagebau zu verhinden, untersagte die Polizei ab dem Vormittag bis etwa 16 Uhr den Halt aller Züge im Viersener Bahnhof. Zwischenzeitlich trafen mehrere Tausend Aktivisten aus dem Camp dort ein und organisierten eigenständig Busse für ihre Weiterfahrt. Die Polizei lobte am Abend „das friedliche Verhalten der Aktivisten während der Wartezeit am Bahnhof Viersen“.

Das Aktionsbündnis „Ende Gelände“ fordert einen sofortigen Kohleausstieg und einen grundlegenden Systemwandel. Nach dem Auftakt am Freitag wird für Samstag eine „zweite große Blockadewelle“ angekündigt. Ab 11 Uhr ist ein Demonstrationsmarsch mit einer Kundgebung in Hochneukirch geplant. „Ende Gelände“ und „FridaysforFuture“ wollen von dort aus zunächst zum Tagebaurand, anschließend in Richtung Keyenberg ziehen, den größten in Erkelenz noch zur Umsiedlung vorgesehenen Ort.

RWE Power hat die Aktivisten davor gewarnt, den Tagebau zu stürmen. Gerade an den Abbaukanten würden tödliche Gefahren lauern. „Das ist lebensgefährlich“, sagt Guido Steffen.

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