Nager werden nicht in Grevenbroich/Jüchen ausgesiedelt Tagebau ist für Feldhamster tabu

Grevenbroich. · Trotz gelungenen Experiments werden Nager nicht ausgewildert.

 Vergangenen Sommer wurden 16 Feldhamster auf einem Versuchsfeld an der A 44 ausgesetzt.

Vergangenen Sommer wurden 16 Feldhamster auf einem Versuchsfeld an der A 44 ausgesetzt.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Der unterhalb der Autobahn 44 n gestartete Feldhamster-Freilandversuch war erfolgreich. Von 16 Tieren haben zwölf den Winter überlebt. Und in den Bauten wurde auch fleißig für Nachwuchs gesorgt.„Am Ende haben wir 28 Tiere aus den vier Gehegen geholt“, sagt Moritz Franz-Gerstein von der Deutschen Wildtierstiftung in Hamburg. „Aus fachlicher Sicht ein großartiger Erfolg.“

Der einen Haken hat: Denn aus der geplanten Auswilderung des Feldhamsters im wiederhergestellten Tagebaugebiet zwischen Grevenbroich und Jüchen wurde nichts. „Wegen der unsicheren politischen Lage“, sagt Franz-Gerstein. Es sei nicht absehbar, wie die ausgewählten Flächen künftig genutzt werden sollen. Die Wildtierstiftung hat das mit der RWE-Forschungsstelle für Rekultivierung gestartete Projekt daher eingestellt. Ein Teil der Hamster wurde nach Pulheim transportiert, ein anderer nach Aachen – dort gibt es größere Projekte zur Rettung der vom Aussterben bedrohten Art.

Für das Experiment wurden im September vergangenen Jahres unterhalb der neuen Autobahn 44 n vier, jeweils 170 Quadratmeter große Gehege angelegt – jedes bestückt mit drei Weibchen und einem Männchen. Im Freiland-Versuch sollte herausgefunden werden, ob rekultivierte Böden den etwa meerschweinchengroßen Tieren ideale Bedingungen zum Überwintern bieten. „Die dabei erzielten Ergebnisse waren besser als erhofft“, so Moritz Franz-Gerstein.

Insbesondere Jüchens Bürgermeister äußerte Bedenken

Im Rahmen einer Voranhörung hatte die Stiftung im Frühjahr relevante Interessenvertreter zur geplanten Wiederansiedlung befragt. „Das Projekt ist in der Region derzeit nicht umsetzbar“, sagt Olaf Winter, Sprecher von RWE Power. Bedenken äußerte insbesondere Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens: „Unsere Stadt muss sich im Rahmen des anstehenden Strukturwandels für die Zukunft nach der Braunkohle aufstellen.“ Eine mögliche neue Feldhamster-Kolonie hätte das geplante interkommunale Industrie- und Gewerbegebiet Jüchen-Grevenbroich beeinträchtigen oder gar gefährden können. Das sieht auch Grevenbroichs Bürgermeister Klaus Krützen so: „Nichts gegen Artenschutz, aber bei der Auswahl der Flächen für die Wiederansiedlung des Hamsters hätte man mehr Fingerspitzengefühl beweisen müssen. Schließlich müssen wir im Rahmen des Strukturwandels dafür sorgen, dass neuer Wohnraum und neues Gewerbe geschaffen werden.“

Dass der Feldhamster dem im Wege stehen könnte, glaubt Rolf Behrens vom örtlichen Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) nicht. „Im Gegenteil: Obwohl sie in dem Ruf stehen, haben diese seltenen Tiere noch nie eine Gewerbe- oder Industrieansiedlung verhindert. Ihr Vorkommen hat nur dazu geführt, dass entsprechende Schutz- und Ausgleichszonen geschaffen werden mussten – was ja auch nicht das Schlechteste ist.“

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