Nach Sanierungsarbeiten in Grevenbroich Wasser der Autobahn läuft in Biotop

Grevenbroich. · Entwässerung der A 540 ist erneuert worden – das könnte Schäden für die Umwelt bedeuten.

 Die urigen Teiche am Wildfreigehege in Grevenbroich sind Ziel vieler Naturfreunde. An den Ufern brüten zum Teil seltene Vogelarten.

Die urigen Teiche am Wildfreigehege in Grevenbroich sind Ziel vieler Naturfreunde. An den Ufern brüten zum Teil seltene Vogelarten.

Foto: Dieter Staniek

Die neue Entwässerung der sanierten Autobahn 540 sorgt für Ärger. Im Abschnitt, der durch den Bend führt, wird das Wasser über ein Rohr geradewegs in eines der großen Feuchtbiotope nahe des Tiergeheges geleitet. Naturfreunde befürchten, dass eine Gefahr für Fische und Wasservögel droht. Sie haben die Stadtverwaltung verständigt. Die will der Sache nun auf den Grund gehen, sagt Rathaussprecher Stephan Renner.

Die beiden Teiche liegen in unmittelbarer Nähe der A 540, nicht weit von der Grillhütte entfernt. Sie sind in den 1980er Jahren nach einer Überflutung des Tackelgrabens entstanden und seitdem ein Rückzugsgebiet auch für seltene Tiere geworden. Eisvögel brüten dort, Zwergtaucher und Gebirgsstelzen sind häufig an den Ufern zu sehen, Graureiher fischen in dem teils seichten Gewässer nach Nahrung.

 Eines der Entwässerungsrohre der sanierten Autobahn 540.

Eines der Entwässerungsrohre der sanierten Autobahn 540.

Foto: Dieter Staniek

Sollten Reifenabrieb, Ölreste oder im Winter auch Streusalz von der Autobahn ins Wasser gespült werden, könnte dieses Öko-System empfindlich gestört werden. „Je nachdem, was eingeleitet wird, kann das Konsequenzen für den Fischbestand, die Insekten- und Vogelwelt haben“, sagt Stephan Renner. Noch schlimmer wäre es, wenn sich oberhalb der Teiche ein Lkw-Unfall ereignen würde.

So wie Ende April auf der Autobahn 61 bei Mönchengladbach: Nachdem ein Lastwagen verunglückte, war Diesel-Kraftstoff in die Niers gelangt. Fünf Wasservögel verendeten, weitere 15 wurden von Mitarbeitern des Tiernotrufs eingefangen und zum Reinigen zu Spezialisten gebracht. Die Feuerwehr kämpfte mit Ölsperren gegen die Verschmutzung des Flusses.

Ein ähnlicher Fall dürfe sich in Grevenbroich nicht wiederholen, sagt Stephan Renner. Zurzeit werde die Frage geklärt, ob und wie die neue Entwässerung der Autobahn mit dem Gewässerschutz im Naherholungsgebiet zu vereinbaren ist. „Wir suchen nach dem richtigen Ansprechpartner“, meint der Rathaussprecher.

Formal sei die Stadtverwaltung aber nicht zuständig, da sie weder Wasseraufsichts- noch Genehmigungsbehörde für Fernstraßenprojekte ist. „Aber natürlich interessiert uns das, was auf unserem Gebiet passiert“, betont Renner. „Deshalb gehen wir dieser Sache nach.“ Eine Anfrage bei der Autobahnniederlassung Krefeld, in deren Zuständigkeit die A 540 liegt, blieb am Dienstag unbeantwortet. Und: Die Untere Wasserbehörde sei bislang in das Verfahren noch nicht eingebunden worden, gehe der Angelegenheit aber nach, sagte Kreissprecher Reinhold Jung.

Naturfreunde, die auf die Wassereinleitungen aufmerksam gemacht hatten, aber namentlich nicht genannt werden wollen, befürchten, dass durch die neue Entwässerung auch die durch den Bend fließende Erft belastet werden könnte. Auffällig: An manchen Stellen sind Teile des Autobahndamms bereits durch Regenwasser abgetragen und auf Wirtschafts- und Spazierwege gespült worden. Bei Nässe besteht extreme Rutschgefahr für Radfahrer.

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