Gesamtschulen müssen wahrscheinlich Schüler abweisen

Besonders für Kinder mit der „Empfehlung Hauptschule“ ist die Situation schwierig.

Grevenbroich. Anna Schmidt (Name geändert) steht vor einer Entscheidung. Für ihren Sohn hat sie gerade das wichtigste Gespräch seiner bisherigen Schullaufbahn geführt: Es geht um die Empfehlung für die weiterführende Schule. Der Viertklässler wurde an die Realschule vorgeschlagen.

Anna Schmidt möchte ihn gern an einer der beiden Gesamtschulen anmelden, fürchtet eine Ablehnung wegen der großen Nachfrage. „Die Realschule in Wevelinghoven wäre für mich keine Alternative“, sagt sie.

Dann müsste das Kind mit dem Bus fahren; ein gemeinsamer Schulweg mit Klassenkameraden oder Treffen in der Freizeit wären schwierig. Zudem sind die Eltern beide berufstätig und würden eine Ganztagsschule bevorzugen. „Wir hoffen, dass wir Glück haben“, sagt Schmidt.

Die Grundschullehrer in den vierten Klassen haben vor den Weihnachtsferien die Empfehlungsgespräche mit den Eltern geführt. Auch wenn diese Empfehlungen nicht mehr bindend sind, orientieren sich viele Mütter und Väter daran.

Im Vorjahr hat die neu geschaffene Struktur der Schullandschaft für Probleme gesorgt: Nicht alle potenziellen Hauptschüler kamen an den Gesamtschulen unter; sie mussten zur Realschule in Wevelinghoven.

Bei der Stadtverwaltung will man jetzt, wie Schulamtsleiter Thomas Staff erklärte, erstmal „das Anmeldeverfahren abwarten“. Große Hoffnungen setzt man darauf, dass das neue pädagogische Konzept der Diedrich-Uhlhorn-Realschule die Eltern überzeugt.

Die geringste Wahlmöglichkeit haben potenzielle Hauptschüler. Da es im Stadtgebiet keine fünfte Hauptschul-Klasse mehr gibt, müssen sie auf die Aufnahme an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule oder an der Gesamtschule II hoffen. Alternativ können sie an einer Hauptschule in Korschenbroich oder an der Sekundarschule in Jüchen-Hochneukirch angemeldet werden.

Dies sind auch die Möglichkeiten, die Ruth Hennen, Rektorin der Erich-Kästner-Schule, Eltern aufgezeigt hat: „Die Gesamtschule ist die einzige Schule, die alle Schulformen abdeckt.“ Dort könnten Kinder mit Hauptschul-Empfehlung aufgenommen werden — oder sie müssen woanders lernen.

Gabriele Held, Leiterin der Verbundschule Neurath/Frimmersdorf, hat im vergangenen Jahr die Verzweiflung von Eltern miterlebt, deren Kinder an der Gesamtschule abgelehnt wurden. „Noch sind alle entspannt“, sagt sie. Doch spätestens bei den ersten Ablehnungen könnte die Stimmung kippen. Sie hat bei geeigneten Kindern für die Uhlhorn-Realschule geworben. „Das ist eine gute Alternative zur Gesamtschule; auch die Busverbindung ist gut.“

Einzig an der Jakobus-Grundschule in Neukirchen ist von dem strukturellen Problem bei den weiterführenden Schulen kaum etwa zu spüren: „Unsere Schüler sind traditionell in Richtung Neuss orientiert, da die Busverbindungen dorthin besser sind als nach Grevenbroich“, sagt Gertrud Sell, Leiterin der Jakobusschule.

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