Entwicklungsgebiet Kapellen: Pflaster mit Schadstoffen belastet

Das Bettungsmaterial des Pflasters im Entwicklungsgebiet Kapellen hätte langfristig zu Gesundheitsschäden führen können. Steine werden am Freitag ausgetauscht.

Grevenbroich. Seit Ende 2008 sind die ersten Wege im Entwicklungsgebiet „Auf den Hundert Morgen“ fertig gepflastert, und auch die verkehrsberuhigten Zonen des zweiten Bauabschnittes wurden in den vergangenen Monaten mit neuen Steinen versehen. Eigentlich müssten die Anwohner nun endlich ihr Neubaugebiet genießen können, doch ein Mitarbeiter der städtischen Abteilung für Straßenbau entdeckte im November zufällig auf der Straße abgelagertes Material, das untypisch grobkörnig war.

Mittlerweile ist klar, das Material hätte langfristig zu Gesundheitsschäden der Anwohner führen können.

Unter den verlegten Pflastersteinen wurde anstelle des vorgeschriebenen und vereinbarten Natursand-Basaltgemischs ein verbotenes, schadstoffbelastetes Material zur Einbettung der Steine verwendet. Das wird ab Freitag wieder entfernt. Laut Stadtverwaltung sind das Apothekerpfädchen, Teile des Melissen-, Malven- und Mistelwegs betroffen. Mit den Arbeiten wird im Bereich des Spielplatzes, der zwischen den Pflasterflächen des Mistelwegs angelegt wurde, begonnen. Dort sollen neben dem Unterbaumaterial auch die Rabatten und der Sand erneuert werden. „Vom Material geht keine akute Gefahr aus. Die Schadstoffe sind im Material in fester Form gebunden“, sagt Dezernent Werner Hoffmann.

Die Stadt entwickelt in unmittelbarer Nähe zum alten Ortskern Kapellen das 34 Hektar große Gebiet zusammen mit der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH (DSK) als Treuhänder.

Nach Bekanntwerden der ersten Vermutung des Fachdienstleiters Straßenbau wurden umgehend Proben entnommen und in einem Labor untersucht. Dabei wurde im Dezember festgestellt, dass das eingebrachte Material hohe Belastungen von Blei, Kupfer und Zink enthalte, wie Hoffmann berichtet. Da die zuständige Baufirma auf Hinweise nicht reagierte, ließ die Verwaltung auch das Bettungsmaterial im letzten Bauabschnitt untersuchen. Dort zeigten die Laborwerte der entnommenen zehn Proben zusätzlich Belastungen mit Arsen, Cadmium, Chrom und Nickel.

Im April folgten Probenentnahmen und Analysen im Bereich des Spielplatzes, die ebenfalls hohe Belastungswerte aufwiesen. „Wir haben Kontakt zur Unteren Wasserschutzbehörde und zur Kriminalpolizei aufgenommen. Dort sind die Ermittlungen aufgenommen worden“, berichtet Hoffmann. „Für uns ist es wichtig, dass die Bevölkerung keinen Schaden nimmt, darum handeln wir jetzt“, sagt Bürgermeisterin Ursula Kwasny.

Nähere Informationen über die Sanierungsarbeiten sollen die betroffenen Anwohner in einem Infogespräch und durch direkte Kontaktaufnahme durch die Stadt erhalten. Außerdem stehen drei Mitarbeiter für Fragen bereit. Gut 8000 Quadratmeter Fläche müssen ausgetauscht werden, dazu soll in kleinen Abschnitten von etwa 20 Metern unter Beachtung aller notwendigen Sicherungsmaßnahmen gearbeitet werden. Ein genaues Konzept wird derzeit erarbeitet, wie Michael Stief von der DSK mitteilte. Auf die nicht aus dem Kreisgebiet stammende Baufirma kommt nun neben den Kosten für die Sanierung und den Kosten für die Entsorgung des belasteten Materials eine deftige Strafzahlung zu.

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