Bahnhof Grevenbroich Ungepflegter Bahnhof wirkt sich auf das ganze Viertel aus

Grevenbroich. · Die Bahn zeigt Desinteresse für Grevenbroich. Eine Sicherheitspartnerschaft könnte die Anwohner beruhigen.

 Der Ordnungsdienst hat den Bahnhof stets im Blick. Seither ist es ruhiger geworden.

Der Ordnungsdienst hat den Bahnhof stets im Blick. Seither ist es ruhiger geworden.

Foto: Dirk Neubauer

Die Fenster sind seit Monaten ungeputzt, der Boden starrt vor Dreck, die Schalter und Läden sind geschlossen, die Kacheln im Tunnel zu den Gleisen beschmiert – selbst der Fahrkartenautomat trauert: „Ich werde demnächst abgebaut“ steht auf dem Bildschirm. Reisebüro, Fahrkartenschalter, Restaurant – alles dicht. Mitten in der Tristesse des Grevenbroicher Bahnhofs fällt dem Kunden eine Empfehlung der Deutschen Bahn ins Auge: „Achten Sie auf die Rauchzeichen!“ steht auf einem rot-weißen Plakat in der Ecke. Fast müsste man schmunzeln, wenn der Grevenbroicher Bahnhof nicht so heruntergekommen wäre. Das Fatale ist: Der Bahnhofs-Blues mit dem offen zur Schau gestellten Desinteresse der Deutschen Bahn für Grevenbroich prägt das Viertel Drumherum.

Bürgermeister Klaus Krützen versucht sich deshalb als Taktgeber. Vor Weihnachten platzierte die Stadt die Nachricht, für die Bahnstraße sei nach heftigen Bürgerprotesten ein Konsens gefunden. Das „Integrierte Stadtentwicklungs-Konzept“, ISEK, gehe in die nächste Runde – mit dem Verzicht auf Blockparkplätze, Einbahnstraßen und „mäandernden“ Straßenverläufen. Die Fraktionsvorsitzenden aller im Stadtrat vertretenen Parteien unterschrieben. Auch Martina Suermann (Mein Grevenbroich), der das Bahnhofsviertel seit Jahren am Herzen liegt: „Der ISEK-Konsens ist aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt – doch er darf nicht der letzte sein.“

 Wenig einladend: Der Standort der Packstation zwischen Müllcontainern.

Wenig einladend: Der Standort der Packstation zwischen Müllcontainern.

Foto: Dirk Neubauer

Laut Polizei ist das
Viertel nicht unsicher

Suermann will einen erneuten Versuch starten, die Anwohner und Gewerbetreibenden, die Polizei und das Ordnungsamt, die Streetworker und Vertreter der Wohltätigkeitsorganisationen an einen Tisch zu bekommen. „Denn der ISEK-Konsens betrifft nur Steine, mir geht es um die Menschen, die hier leben“, sagt Suermann. Und hat präzise Vorstellungen davon, was besser werden muss: „Als erstes müssen sich alle erst einmal an Regeln halten und Respekt zeigen.“ Erster Punkt aus Ihrer Sicht: eine verstärkte Sicherheitspartnerschaft zwischen der Polizei und dem Ordnungsamt, das mittlerweile Hausrecht im Bahnhof hat.

 Die Außenstelle des Ordnungsamtes ist in den ehemaligen Räumen der Taxizentrale untergebracht.

Die Außenstelle des Ordnungsamtes ist in den ehemaligen Räumen der Taxizentrale untergebracht.

Foto: Dirk Neubauer

Wie unsicher ist das Bahnhofsviertel? Aus Sicht der Polizei nicht, wie Diana Drawe, Sprecherin der Kreispolizei sagt: „Wir haben den Bereich rund um den Bahnhof im Blick. Das heißt, wir sind dort einsatzbezogen aber auch anlassunabhängig mit zivilen und uniformierten Streifen unterwegs. Bei unseren Einsätzen stellen wir gelegentlich geringe Mengen Betäubungsmittel sicher (überwiegend Marihuana). Hierzu leiten wir konsequent Strafverfahren ein. Vereinzelt kommt es auch zu körperlichen Auseinandersetzungen, zu denen wir gerufen werden. Seit der Ansiedlung des OSD vor Ort ist es aus polizeilicher Sicht ruhiger geworden. Im Vergleich zu den Jahren 2017 und 2018 lassen sich keine Auffälligkeiten oder Steigerungen der Einsätze feststellen.“

Auch Bürgermeister Klaus Krützen sieht eine Verbesserung, seit sich die Mitarbeiter des Ordnungsamtes intensiver um das Bahnhofsviertel kümmern. Zugleich will er die Zahl der OSD-Mitarbeiter auf elf erhöhen, ihnen stichfeste Westen beschaffen und die OSDler mit Handschellen ausstatten.

Um die Klienten der bundesweit größten Methadon-Substitutionspraxis im Bahnhofsviertel und einer weiteren Methadon-Paxis im Stadtgebiet kümmern sich zwei eigens eingestellte Streetworker. „Das ist gut so. Wir Anwohner müssen endlich einen Konsens untereinander hinbekommen“, sagt Martina Suermann von „Mein Grevenbroich“. Bislang sei dies noch nicht gelungen.

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