Grevenbroicher Tafel Leere Regale treiben Kunden zur Tafel

Grevenbroich. · Nach Hamsterkäufen sind oft nur noch teure Produkte in Supermärkten verfügbar.

 Mitarbeiter der Tafel werden bei der Lebensmittelausgabe ab sofort durch eine Plexiglasscheibe geschützt.

Mitarbeiter der Tafel werden bei der Lebensmittelausgabe ab sofort durch eine Plexiglasscheibe geschützt.

Foto: Dieter Staniek

Die Engpässe bei der Grevenbroicher Tafel wegen des Coronavirus sind fürs Erste beseitigt. Geschäftsführer Wolfgang Norf und sein Team haben neue Lebensmttel-Quellen ausfindig gemacht. Die Ausgabe für Bedürftige an der Merkatorstraße ist zurzeit besonders wichtig, denn wegen der „Hamsterkäufe“ sind in Geschäften oft die preiswerteren Produkte ausgegangen. Der Einkauf reißt bei vielen ein größeres Loch in die Haushaltskasse als üblich.

Fast leere Regale treffen alle Kunden, doch es fehlen, wie etwa Patrick Deußen festgestellt hat, oft gerade die preiswerteren Produkte. „Für Toilettenpapier habe ich sonst 1,99 Euro bezahlt. Nun musste ich eine Packung für 3,95 Euro kaufen, weil das andere Papier ausverkauft war“, erzählt der 35-Jährige, der bei der Grevenbroicher Tafel sowohl Mitarbeiter als auch Kunde ist. Im Nudelregal „musste ich ein Markenprodukt für 1,39 Euro nehmen, sonst zahle ich nur 49 Cent.“ Die Grevenbroicher Tafel sei „für viele derzeit wichtiger denn je“, sagt der Hochneukircher, der wie andere auf den Cent achten muss.

„Es ist schlimm, in der Woche zahle ich beim Einkaufen etwa 50 Euro mehr“, sagt Erika Dietze aus Orken. Auch sie müsse oft zu „teuren Markenprodukten“ greifen, weil es Anderes nicht gebe. Die 51-Jährige lebt von Erwerbsminderungsrente und leistet bei der Tafel Bundesfreiwilligendienst. Michaela Könen (54), die im Rahmen einer Arbeitsmaßnahme bei der Tafel arbeitet, und ihre Familie haben bereits vor der Corona-Krise „Vorratshaltung betrieben“. Aber auch sie freut sich, bei der Grevenbroicher Tafel Lebensmittel zu bekommen. Und sie stellt fest: „Unsere Kunden sind dankbar und froh, dass es die Tafel gibt.“ Einen Euro je Einkauf zahlen dort bedürftige Menschen.

Versorgungsengpässe
sind erst einmal vorbei

„Wir wollen so lange auf halten wie möglich – bis wir eine Anordnung erhalten, dass wir schließen müssen. Die Leute brauchen uns“, betont Geschäftsführer Wolfgang Norf. Eine gute Nachricht: Die Versorgungsengpässe vor einer Woche sind erst einmal vorbei. Die Lebensmittelspenden waren auf ein Zehntel der früheren Menge geschrumpft, Norf führte das auf die „Hamsterkäufe“ zurück. „Die Situation hat sich gebessert“, sagt er nun. Ein Grund: Viele andere Tafeln hätten bereits geschlossen, würden keine Spenden mehr abholen. „Zudem bieten uns Gastronomen, die ihren Betrieb zugemacht haben, ihre Restbestände zur Verfügung. Das hilft uns über die erste Zeit hinweg“, sagt Wolfgang Norf. „Wir können jetzt Zentrallager von Supermarkt-Ketten anfahren und Lebensmittel abholen“. Dafür kooperiert die Grevenbroicher mit der Dormagener Tafel.

Mittlerweile stehen wieder etwa halb so viel an Waren wie üblich zur Verfügung. Da auch weniger Menschen zur Ausgabe kommen als sonst, „ist die Versorgung gesichert“, sagt Norf. Mangelware seien noch Joghurt, Milch, Käse und Wurst. „Die werden anscheinend ,gebunkert’ wie Toilettenpapier.“

Natürlich hat auch die Tafel Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr einer Infizierung zu minimieren. „Die Kunden warten in größeren Abständen auf dem großen Hof. Je drei werden dann auf den Platz vor der Ausgabestelle gelassen, die sie dann einzeln betreten“, schildert Norf. Tafel-Mitarbeiter managen den Zugang.

Spontane Hilfsbereitschaft erfuhr die Tafel beim Mitarbeiter-Schutz. Nach Vermittlung von Tilman Bechthold und Hansi Holz vom Kraftwerk Neurath erhielt die Tafel zehn Meter Plexiglas als Speih-Schutz für die Ausgabetheke. „Das Dachdeckerunternehmen Kilic hat sie uns zurecht geschnitten“, erklärt Norf erfreut über die schnelle Unterstützung. Die Schließung der Tafel würde die Mitarbeiter, die im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten beschäftigt werden und Kunden sind, doppelt treffen: „Zum einen würden sie keine preiswerten Lebensmittel bei uns erhalten, zum anderen würde ihr Zusatzeinkommen wegfallen“, betont Wolfgang Norf.

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