Bildung in Dormagen In Dormagen gibt es mehr Schulverweigerer

Dormagen. · Höher als gedacht ist die Zahl der Kinder, die regelmäßig nicht zur Schule gehen.

 Manche Schüler verbringen ihre Zeit lieber draußen.

Manche Schüler verbringen ihre Zeit lieber draußen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Deutlich größer als bislang angenommen ist die Zahl von Kindern und Jugendlichen, die regelmäßig nicht zur Schule gehen und somit unter die Überschrift „Schulverweigerer“ fallen. Nach Aussage des städtischen Jugendamtes beträgt ihre Zahl 62, davon sind vier Grundschüler. Betroffen sind meist zwölf bis 16-Jährige. Bis dato war man in Dormagen davon ausgegangen, dass es deutlich weniger sind, weil in einer älteren Studie des Rhein-Kreises von viel geringeren Zahl ausgegangen worden war (unter 20). Ob es eine Dunkelziffer gibt, ist unklar. Die Schulpolitik hat jetzt die Verwaltung beauftragt, genaueres Zahlenmaterial an den Schulen zu ermitteln.

Es ist eine fremde, schwierige Welt, über die Ina Oberlack vor Schulpolitikern sprach. Die Fachfrau im Rathaus für das Thema Schulverweigerung berichtete wie schwierig es ist, ins Gespräch zu kommen und vor allem dauerhaft tragfähige Lösungen zu erreichen. Das bedeutet, dass minderjährige Kinder wieder ganz normal am Schulunterricht teilnehmen. Oberlack nennt das Beispiel eines Elfjährigen. Der hat nach einem Schulwechsel Probleme, in der neuen Umgebung Fuß zu fassen. „Er ist körperlich auffallend, adipös, und wird bald von Klassenkameraden gemobbt“, erzählt sie. Die Folge: Eines Tages erscheint er nicht mehr zum Unterricht. Durch die Schule informiert, wird das Jugendamt aktiv. „Ein Klassenkamerad bietet dem Jungen an, ihn morgens mitzunehmen. „Das klappt zwei, drei Mal, dann nicht mehr“, so Oberlack.“ Die Familiensituation ist schwierig, die Mutter überfordert. Es wird eine ambulante Hilfe eingesetzt, es gibt Beratungen in der Familie, „so soll der Vater sich mehr in die Erziehung einbringen“. Nach einigen Wochen gelingen Verbesserungen, es gelingt, den Jungen wieder in die Klasse zu integrieren. Ob es dauerhaft funktioniert, wissen auch die Experten im Rathaus nicht. „Die Familiensituation hat sich verändert, der Zusammenhalt ist gewachsen“, sagt Oberlack. Die Probleme bei Schulverweigerungen sind mannigfaltig. „Manchmal liegen Traumatisierungen vor, zum Beispiel durch Missbrauch.“ Auch Überforderung bei der Erziehung oder Alkoholprobleme bei Eltern sind ebenfalls Gründe, warum Kindern nicht mehr zur Schule gehen, oder Mobbing und Überforderung im Unterricht. „Wir müssen herausfinden, was das Kernprobleme ist“, sagt Ina Oberlack.

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