Tonnenschwere Brückenhochzeit

Die erste der beiden Behelfsbrücken wird in die Lücke geschoben. Spätestens Karsamstag soll der Verkehr fließen.

Dormagen. Frank Milles hat es in der Hand. Der Bauingenieur bedient die hydraulische Presse, die die erste der beiden Behelfsbrücken an der A 57 Stück für Stück nach vorne schiebt. Schließlich erreicht die massive Stahlkonstruktion das gegenüberliegende Widerlager, und der Brückenschlag ist geschafft. Etwa 50 Zentimeter in der Minute bewegt sich der 244 Tonnen schwere und 73 Meter lange Brückenträger auf die andere Seite zu. Sanft, aber mit einem hohlen Knarzen setzt sich der Stahlriese in Bewegung.

Fünf Wochen nach dem verheerenden Feuer und dem Abriss der zerstörten alten Brücke liegen die Arbeiten an der A 57 voll im Zeitplan. Das tonnenschwere Brückenelement wird über Rollenlager transportiert. Es besteht die Gefahr, dass sich das Brückenteil verkantet. Mitarbeiter kontrollieren daher ständig die genaue Position und sorgen für den reibungslosen Ablauf.

Insgesamt arbeiten etwa 30 bis 40 Personen an der Baustelle, weitere 200 sind im Hintergrund tätig. „Wir stehen unter Druck, es wird auch samstags gearbeitet“, berichtet Elke Bisoke, Leiterin der Autobahnniederlassung Krefeld. „Bisher läuft es hervorragend, alle arbeiten sehr gut zusammen“, lobt sie die Mannschaft.

Am Bauzaun finden sich ein paar Anwohner ein, die zu Fuß oder mit dem Rad da sind. Ein älterer Herr stützt sich auf seinen Rollator, legt die Hand an die Stirn und blickt zu den Arbeiten herüber. Währenddessen wird der etwa 30 Meter lange Vorbauschnabel abgebaut und „Brückenhochzeit“ gefeiert. „So nennen wir es, wenn zwei Seiten vermählt werden“, erklärt Statiker Johann Matuschek.

Morgen soll die Brücke abgesenkt, spätestens am Donnerstag auch die zweite Brücke in Richtung Krefeld in die Lücke geschoben werden. Sie ist 55 Meter lang und mit 189 Tonnen leichter als Brücke Nummer 1. Am Samstag sollen dann beide Ersatzbrücken in Position gebracht sein. Dann muss noch das Gefälle begradigt, die alte Fahrbahn abgefräst und der neue Straßenbelag aufgetragen werden.

Bis Karsamstag wird es voraussichtlich dauern, bis der Verkehr über die Behelfsbrücken fließen kann. „Vielleicht werden wir auch schon Gründonnerstag fertig“, hofft Baudirektor Joachim Minten.

Die Gesamtkosten für die Behelfsbrücken und die neue Brücke schätzt Joachim Minten auf etwa neun bis zehn Millionen Euro.

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