Protest gegen Reihenhaus-Bau

Auf dem Gelände der ehemaligen Johanneskirche in Hackenbroich sollen 29 sozial geförderte Häuser errichtet werden.

Dormagen. Ein Antrag der WISA Bauträger GmbH sorgt derzeit für Unmut bei einigen Hackenbroicher Bürgern. Das Unternehmen mit Standorten unter anderem in Kaarst, Korschenbroich und Düsseldorf will auf dem Gelände der früheren evangelischen Kirche an der Moselstraße insgesamt 29 sozial geförderte Reihenhäuser errichten.

Die Nachbarn bangen ob der geplanten Menge an Häusern und Garagen auf nur 6.300 Quadratmetern jetzt um die Wohnqualität in ihrem Viertel. "Wir sehen nicht ein, dass die Bausünden von vor 40 Jahren wiederholt werden sollen", sagt Heide Mayr. Damals wurden in den Hochhäusern und Mietskasernen des Stadtteils viele Menschen auf engem Raum untergebracht; der soziale Frieden blieb dabei auf der Strecke. Aber in den vergangenen Jahren hat sich der einstige soziale Brennpunkt Hackenbroich-Süd zunehmend erholt.

Gefördert vom Landesprogramm "Soziale Stadt" entstand die Bürgermeile, "und seitdem die Bürger Gelegenheit bekommen haben, hier Eigentum zu kaufen, ist auch vieles besser geworden", ergänzt Heide Mayr. Sie lebt mit ihrem Mann seit 40 Jahren an der Lahnstraße und hat, wie mehr als 70 weitere Anwohner der umliegenden Straßen, bereits ihre Unterschrift auf eine Protestliste gesetzt.

Ihr Widerstand entzündet sich an verschiedenen Details der Planung. Investor WISA hat in seinem Antrag auf den wachsenden Bedarf an gefördertem Wohnraum in den angrenzenden Ballungsgebieten verwiesen. "Aber warum sollen in Hackenbroich Sozialwohnungen für Einwohner von Köln, Düsseldorf und Neuss gebaut werden?", fragt Mayr.

Ein weiterer Punkt: Die geplante Bebauung sei viel zu dicht. "Damit er möglichst viele Objekte unterkriegt, muss der Investor in die Höhe bauen. Häuser von über zwölf Metern passen sich aber nicht in das städtebauliche Konzept ein, das abnehmende Geschosshöhen zum Rand der Siedlung vorsieht", kritisiert Anwohner Karl-Otto Falke. Außerdem sind da noch die städtischen Parkflächen entlang der Saar- und Moselstraße, die der Investor bebauen will. Anwohnerin Heide Mayr: "Die Erschließungskosten wurden damals auf die Grundstückskäufer umgelegt. Wir haben ein Nutzungsrecht für diese Parkplätze."

Offenbar sind die Anwohner nicht die einzigen Dormagener, die Bedenken heben. In der Oktober-Sitzung des Planungsausschusses wurde das Thema von der Tagesordnung genommen. "Da gibt es aus Sicht der Verwaltung noch Abstimmungsbedarf mit dem Investor und auch die Politik hat noch Beratungsbedarf angemeldet", erklärt Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann. CDU-Planungsexperte Hermann Harig: "Die Pläne, die vorgelegt wurden, waren inhaltlich fehlerhaft. Wir haben den Investor deshalb gebeten, sie zu ändern. Außerdem müsste aus unserer Sicht zu jeder Garage zusätzlich noch ein Stellplatz ausgewiesen werden."

SPD-Ortspolitiker Norbert Fenes plädiert für eine Einbindung der Bürger: "Damit so etwas wie beim Seniorentreff nicht noch einmal passiert." Für eine Bürgerversammlung der Verwaltung ist es aber noch zu früh, sagt Stadtsprecher Harald Schlimgen: "Dem Wunsch nach einer Bürgerversammlung werden wir im Rahmen der Bürgerbeteiligung selbstverständlich Rechnung tragen. Im Augenblick haben die Planungen aber noch kein Stadium erreicht, in dem sie aus Sicht der Verwaltung und des zuständigen Ausschusses beratungsreif sind."

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