Dormagen Amazon mietet Halle an der B 9 als neuen Logistikstandort

Dormagen. · Auf dem Gelände nahe der A 57 sollen Pakete für den Transport sortiert werden.

Der Immobilienentwickler Gazeley hatte die Halle gebaut, ohne einen Mieter zu haben.

Der Immobilienentwickler Gazeley hatte die Halle gebaut, ohne einen Mieter zu haben.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Beim Baustellenfest vor einem Jahr war er noch nicht dabei. Aber ein halbes Jahr später, als die Lagerhallen an der B 9 zwischen St. Peter und Dormagen fertig wurden, stand fest, dass Online-Händler Amazon an dieser Stelle ein Sortierzentrum einrichten wird, in dem nach Unternehmensangaben rund 500 Menschen arbeiten werden. Aus dieser Ansiedlung durfte aber kein großes Aufheben gemacht werden, an dem langen Flachbau sucht man vergebens einen auffallenden Schriftzug des Logistikers. Immobilienentwickler Gazeley, Eigentümer von Fläche und Gebäude, musste bis zum Ende der Bauphase auf die Nennung des bekannten Mieters verzichten.

Für den Wirtschaftsstandort ist die Ankunft von Amazon ein Glücksfall, auch wenn sich Wirtschaftsförderer Michael Bison zurückhaltend äußert. Denn welchen Effekt – zum Beispiel bei der Gewerbesteuer – Amazon haben wird, sei noch nicht absehbar: „Mal sehen, ob Amazon versucht, sich in Dormagen einzubringen.“ Aber wenn ein Handelsgigant wie das US-amerikanische Unternehmen Dormagen als Standort auswählt, spricht das für die Qualität der Mittelstadt. Das hat bereits Vermieter Gazeley so beurteilt: Man setzte einen „spekulativen Bau“, so formulierte es eine Unternehmenssprecherin, an die B 9: Bauen, ohne den künftigen Mieter zu kennen. „Die Lage zwischen Düsseldorf und Köln sowie die Nähe zur A 57 ist sehr gut.“

Täglich sollen durchschnittlich
140 Lkw das Gelände passieren

Für Amazon ist Dormagen nun eine wichtige Schnittstelle für den Transport der täglichen Paketflut. Denn auf dem 64 000-Quadratmeter-Areal mit der 32 711 Quadratmeter großen Halle betreibt das Unternehmen ein Sortierzentrum. Dort kommen fertig zusammengestellte Pakete an und werden nach Postleitzahlen sortiert. Danach geht es per Lkw in Verteilzentren, die es unter anderem in Düsseldorf oder Köln gibt. Im Unterschied zu Logistikzentren, die auf riesigen Flächen Waren lagern, ist das „warenlose“ Dormagen nur die Zwischenstation. „Es gibt aber auch andere, direktere Wege zu den Kunden“, so die Amazon-Sprecherin, „ohne Sortierzentrum. Es ist sehr unterschiedlich“. Amazons habe „aufgrund steigender Kundennachfrage den Bedarf an Extrakapazitäten. Dormagen bietet hervorragende Möglichkeiten, dem Bedarf nachzugehen.“ An der „überwiegenden Anzahl an Tagen ist mit rund 140 Lkw über 24 Stunden verteilt zu rechnen. An den geschäftigsten Tagen des Jahres kann es mehr geben.“

Gestern Aldi mit einem großen Logistikzentrum für die Region, heute Amazon, morgen DHL? Wird Dormagen das „Logistik-Mekka“ des Rheinlands? Immerhin besteht besteht zwischen DHL und der Stadt eine schriftliche Absichtserklärung, in der festgehalten ist, dass DHL mit einem hochmodernen Paketzentrum an den Silbersee kommen will. Eine 150-Millionen-Euro-Investition auf einer Fläche von 140 000 Quadratmetern. Mit Amazon und künftig eventuell DHL verbunden sind erhebliche Verkehre, die Notwendigkeit von kurzen Wegen zur Hauptschlagader A 57 und die Erwartung des Baus der neuen Anschlussstelle Delrath. Der Rhein-Kreis Neuss hat jetzt den Antrag zum Bau der Anschlussstelle bei der Bezirksregierung eingereicht. „Ein Meilenstein“, sagt Wirtschaftsförderer Michael Bison.schum

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort