Neustart mit dem Piwipper Böötchen

Das berühmte Schiff soll im Herbst wieder fahren. Der LVR spendete jetzt 30 000 Euro.

Dormagen. Große Freude herrscht in diesen Tagen im Verein „Piwipper Böötchen“. Mit der Zusage des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), 30 000 Euro für den Fährbetrieb bereitzustellen, kann das Vorstandsteam um Heiner Müller-Krumbhaar einen Großteil der noch vorhandenen Finanzierungslücke schließen.

Der LVR erkennt damit auch die historische Bedeutung der Piwipper Fähre an, die bereits 1374 urkundlich erwähnt wurde und über Jahrhunderte dem Transport von Wirtschaftsgütern diente. Wenn das Piwipper Böötchen im nächsten Frühjahr erstmals ablegt, wird es natürlich nicht wie damals Getreide, Kühe oder Hühner, sondern Ausflügler transportieren.

„Der wiederbelebte Wasserweg schließt eine Lücke im Rad- und Wandertourismus in den Landschaftsschutz- und Naherholungsgebieten am oberen Niederrhein und macht kulturhistorische Wege und Orte wie die Monheimer Marienkapelle am Rheinufer zugänglich“, sagt ein Sprecher des LVR über das Mammutprojekt, das rund 200 000 Euro kosten wird.

In nur einem Jahr seit seiner Gründung hat der flussübergreifende Verein 85 Prozent der Investitionskosten eingeworben, ein passendes Boot gekauft und bei der Stadt Düsseldorf einen ausgemusterten Anleger organisiert.

Der zwölf Tonnen schwere Stahl-Koloss nebst Schwimmer von zehn Tonnen liegt bereits an der Piwipp und wird von einer Monheimer Mannschaft um Paul Vogel und Werner Stüttgen eigenhändig auf Vordermann gebracht.

Zudem wird das zukünftige Böötchen gerade auf der Maier-Werft in Brohl generalüberholt. Unter dem Namen „Ruhrstahl“ setzte das Boot früher bei Hattingen seine Fracht über. Für den Einsatz zwischen der Piwipp und Monheim ist das Schiff aufgrund der vorhandenen Bugklappe bestens geeignet. Sie ersetzt den Steiger auf Monheimer Seite.

„Um eine Pegelschwankung von fünf Meter zu überbrücken, hätten wir für das sehr flache Monheimer Ufer einen 50 Meter langen Anleger gebraucht, das wäre nicht zu finanzieren gewesen“, sagt Müller-Krumbhaar. Er stellte auf Einladung des Rheinfelder Heimatvereins in der vergangenen Woche das Böötchen-Projekt in der „Ahl Schull“ vor.

Krumbhaar will auch in Dormagen jenen Funken entzünden, der in Monheim längst übergesprungen ist. „Es geht uns nicht nur um ein Ausflugsboot, sondern darum, eine alte Tradition wieder aufleben zu lassen und den Rhein zu nutzen, anstatt sich immer nur gegen ihn zu verteidigen“, sagt der Böötchen-Vorsitzende.

Zwölf Passagiere inklusive Fahrräder soll das Schiffchen befördern, eine Überfahrt wird zwei Euro kosten. Die erste Probefahrt soll im Herbst, spätestens aber im Winter sein. Ob dieser Zeitplan zu halten ist, hängt nicht allein von den emsigen Bootsmännern ab. Das Böötchen muss vorher noch einige bürokratische Hürden umschiffen.

Müller-Krumbhaar: „Wir haben 15 Behörden mit teils mehreren Dienststellen zu bewegen.“ Immerhin: Eine geeignete Fährfrau hat der Verein schon gefunden. Kathi Siepen, die Tochter des letzten Böötchen-Kapitäns Willi Siepen, freut sich schon darauf, aushilfsweise das Steuer zu übernehmen.

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