Massenunfall: 35-Jährige in Lebensgefahr - A57 noch länger gesperrt

Die Bilanz der Massenkarambolage bei Dormagen hat sich noch verschlimmert: Acht Schwerverletzte zählt die Polizei inzwischen. Eine Frau ringt mit dem Tod. Die Ermittler suchen einen Brandstifter.

Dormagen (dpa). Nach der Massenkarambolage auf der Autobahn 57 ermittelt die Polizei wegen fahrlässiger Tötung und schließt einen Zusammenhang zu einer Brandserie in der Gegend nicht aus. Ein Unbekannter hatte unter der Autobahn bei Dormagen Feuer gelegt und den verheerenden Unfall mit einem Toten und 13 Verletzten verursacht. Die Zahl der Schwerverletzten erhöhte sich am Mittwoch von zwei auf acht. Für eine 35-jährige Frau bestand Lebensgefahr. Die Autobahn bleibt noch mindestens zehn Tage voll gesperrt. Eine vom Feuer stark beschädigte Autobahnbrücke muss möglicherweise komplett abgerissen werden. Der Schaden geht in die Millionen.

Den Schaden allein an den 21 beteiligten Autos der Karambolage bezifferte die Polizei auf eine halbe Million Euro. „Eine neue Brücke kostet rund vier Millionen Euro“, sagte ein Sprecher des Landesbetriebs Straßen NRW in Gelsenkirchen. Das Feuer könnte Teil einer Serie von Brandstiftungen in der Region sein. „Es hat an verschiedenen Orten in der Gegend gebrannt - wir prüfen das“, sagte ein Polizeisprecher.

Die Straßenplaner stehen nach dem Feuer vor einem Dilemma: In drei bis vier Jahren soll der Streckenabschnitt sechsspurig ausgebaut werden. Ein Neubau einer vierspurigen Brücke für so kurze Zeit wäre wirtschaftlich schwer zu verantworten. Daher wird auch geprüft, ob direkt eine sechsspurige Brücke geplant und gebaut werden sollte. „Sowas macht man nicht mal eben mit einem Handstrich am Reißbrett.“ Möglicherweise wird eine Behelfsbrücke einige Jahre als Provisorium errichtet, bis der sechsspurige Ausbau beginnt.

Experten untersuchen, ob der Feuerteufel für die Tat Brandbeschleuniger verwendet hat. Dies gilt als wahrscheinlich. Ergebnisse der Analysen lagen am Mittwoch aber noch nicht vor. Der Täter hatte unter der Brücke Kunststoffrohre auf einer Baustelle angezündet. Neben fahrlässiger Tötung ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei auch wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Sachbeschädigung durch Brandlegung.

Die Polizei rief die Bürger auf, verdächtige Beobachtungen im Tatzeitraum zu melden. Zur fraglichen Zeit in der Nacht sei unter der Autobahnbrücke in dem unbewohnten Gebiet allerdings „nicht viel los gewesen“, sagte Staatsanwalt Matthias Ridder. Eine heiße Spur gebe es nicht.

Baustatiker untersuchten am Mittwoch erneut das Brückenbauwerk und klopften es mit Hämmern ab. Unterdessen wurde die Fahrbahn von dem Trümmerfeld gereinigt, das nach dem Massencrash zurückgeblieben war.

Das befürchtete Verkehrschaos wegen der Vollsperrung der sonst stark frequentierten Autobahn zwischen Köln und Düsseldorf blieb am Mittwochmorgen aus. Lediglich auf der Autobahn 61 sei am Mittwoch mit acht Kilometern ein etwas längerer Stau als üblich entstanden, berichtete die Verkehrsleitstelle des Landes NRW. Autofahrer können neben der örtlichen Umleitung über eine Bundesstraße auch auf die Autobahnen 61, 59 und 3 ausweichen. Das gesperrte Teilstück liegt zwischen dem Autobahnkreuz Neuss-Süd und Dormagen.

Wegen einer Baustelle waren Kunststoffrohre unter der Brücke gelagert, über die die A 57 verläuft. Als sie in Brand gerieten, stieg eine dichte schwarze Qualmwolke auf und nahm den Autofahrern plötzlich die Sicht. Die 67 Meter lange Autobahnbrücke wurde 1963 für den Verkehr freigegeben. Täglich fuhren 70 000 Fahrzeuge über das vierspurige Bauwerk.

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