Prozess in Düsseldorf Falsche Polizisten sind geständig

Dormagen/Düsseldorf. · Dormagener erbeuteten fast 400 000 Euro.

 Einer der Angeklagten mit Verteidiger Horst Ruthmann.

Einer der Angeklagten mit Verteidiger Horst Ruthmann.

Foto: Marc Pesch

Mit einem Geständnis hat am Landgericht Düsseldorf der Prozess gegen zwei mutmaßliche Dormagener Mitglieder einer internationalen Betrügerbande begonnen. Die 27 und 33 Jahre alten Männer aus Horrem und Hackenbroich sollen als „falsche Polizisten“ bundesweit ältere Leute um ihr Erspartes gebracht haben. Der jüngere der beiden Angeklagten räumte die Vorwürfe in vollem Umfang ein und gab einen Einblick in die Struktur der Betrügerbande.

„Ich hab mitgemacht, weil ich drogen- und spielsüchtig war und dringend Geld brauchte“, erklärte der junge Horremer zum Prozessauftakt. Der Paketbote hatte seinen Job verloren und benötigte täglich bis zu 200 Euro für Kokain, obendrein war er Stammgast in diversen Spielotheken. Über einen Bekannten aus Hackenbroich hatte er Kontakte zu einer Bande aus der Türkei geknüpft. „Von dort aus wurden die Betrügereien gesteuert, dort saßen die Hintermänner“, so Rechtsanwalt Horst Ruthmann. Der Jurist aus Neuss verteidigt den 27-Jährigen aus Dormagen.

„Die Opfer haben Anrufe aus der Türkei erhalten“, so Ruthmann, „im Display leuchtete die 110 auf, so dass die alten Leute dachten, die Polizei sei am Apparat.“ Anschließend habe man von einer Einbrecherbande berichtet und erzählt, man habe Erkenntnisse darüber, dass ein Einbruch bei den Rentnern kurz bevorstehe. „Sie sollten lieber ihre gesamten Wertsachen der Polizei übergeben. Ein Kollege käme alles abholen.“ Dieser vermeintliche „Kollege“ war der junge Mann aus Horrem. Er kassierte in Aachen, Bonn, Lindlar, Schweinfurt und Bad Hersfeld insgesamt knapp 400 000 Euro in Form von Bargeld, Schmuck und Goldbarren. „In Bonn waren es beispielsweise 20 000 Euro“, so der Angeklagte, „4000 davon durfte ich behalten.“ Das Geld habe er innerhalb weniger Tage für Drogen und Spielautomaten verbraucht. Später sei ihm dann klargeworden, dass es so nicht weitergehen könne. „Zum einen hatte er Gewissensbisse, zum anderen wurde auch die Familie in die Sache mit hineingezogen – da ist er zur Polizei gegangen.“

Was aus den türkischen Hintermännern geworden ist, konnte im Prozess bis dato nicht geklärt werden. Sein mutmaßlicher Kontaktmann und Komplize aus Hackenbroich hat ebenfalls eine Aussage angekündigt, auch von ihm wird ein Geständnis erwartet. Bei den alten Leuten, die Opfer der Bande geworden sind, will sich der 27-Jährige entschuldigen. Helfen dürfte das wenig – das Geld ist weg. Auch deshalb droht den beiden Angeklagten eine jahrelange Freiheitsstrafe. Beide sitzen seit ihrer Festnahme in Untersuchungshaft. Mit dem Urteil wird am 14. Februar gerechnet.

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