Interview Die Widerstandsfähigkeit des Mischwaldes

Dormagen. · Interview Förster Theo Peters erklärt, was einen Wald zu einem gesunden Wald macht.

Eine Gruppe von vertrockneten Fichten bietet ein trauriges Bild. Doch direkt daneben sprießt junges Grün in die Höhe, einige der neuen Bäume sind schon mehrere Meter hoch. Bei einem Rundgang durch den Knechtstedener Wald zeigt Revierförster Theo Peters (61) die Auswirkungen des Klimawandels auf der einen und die Selbstheilungskraft des Waldes auf der anderen Seite.

Herr Peters, wie geht es dem Wald bei Dormagen?

Theo Peters: Die Fichten sind flächig krank, von den Buchen sind einige krank. Aber im Knechtstedener Wald gibt es glücklicherweise nur rund zehn Prozent Fichten und etwa 20 Prozent Buchen. Wir haben hier einen Laub-Mischwald mit reicher Artenvielfalt – und ein solcher Wald ist widerstandsfähiger.

Sind die beschriebenen Schäden auf den Klimawandel zurückzuführen?

Peters: Wir Förster bemerken die Schäden durch die zunehmende Trockenheit schon seit langem. Vor zehn Jahren trat das Eschentrieb-Sterben erstmals auf, vor fünf Jahren dann die Ahorn-Rußrindenkrankheit. Beides war bereits durch den Klimawandel bedingt, da sind wir uns einig. Die Trockenheit bedeutet Stress für die Bäume, sie können sich nicht mehr gegen Parasiten wehren. So reagieren gesunde Bäume zum Beispiel mit Harzbildung, um den Borkenkäfer abzuwehren. Aber zu trockene Bäume können kaum noch Harz bilden, der Borkenkäfer kann sich ungehindert ausbreiten. Wir hatten jetzt zwei heiße, trockene Sommer in Folge, davor gab es mehrere Stürme. All das schädigt die Bäume. Ich freue mich daher über jeden Regen.

Welche Möglichkeiten haben Sie und Ihre Kollegen, dem Wald zu helfen?

Peters: Der Knechtstedener Wald, in dem ich seit 1990 als Förster tätig bin, wird bereits seit 1978 naturgemäß bewirtschaftet. Dadurch steigern wir die Vielfalt und schaffen Stabilität gegen Witterungsextreme.

Was tun Sie da genau?

Peters: Wir durchforsten den Wald regelmäßig. Dabei werden einzelne, kranke Bäume herausgenommen, damit Licht in den Wald hineinfällt und so am Boden neuer Lebensraum für junge Bäume geschaffen wird. Eichelhäher, Eichhörnchen und der Wind sorgen dafür, dass sich die Samen der Bäume verteilen. Der Wald verjüngt und durchmischt sich von selbst. Wir helfen ihm nur dabei.

Pflanzen Sie auch gezielt neue, resistentere Arten an?

Peters: Ja, das tun wir auch. Wir pflanzen Wildkirschen, Esskastanien, Elsbeeren, Eichen, Douglasien und andere Arten. Das sind allerdings insgesamt nicht sehr viele – weniger als 1000 Stück im Jahr. Die meisten neuen Bäume säen sich von selbst. Den einen Wunderbaum, der mit Hitze und Trockenheit fertig wird, gibt es auch gar nicht, es kommt immer auf die gesunde Mischung an.

Würden Sie auch Gift gegen Schädlinge spritzen?

Peters: Nein, das machen wir auf keinen Fall. Der Knechtstedener Wald ist ein Naturschutzgebiet, genauer ein FFH-Gebiet, da gibt es strenge Vorschriften.

Dann geht es dem Wald im Rhein-Kreis noch verhältnismäßig gut?

Peters: Ja, in Gebieten mit vielen Nadelwäldern, etwa in der Eifel oder im Sauerland, sieht das schon ganz anders aus. Wir können hier auf die Selbstheilungskraft des Mischwaldes setzen. Er erneuert sich selbst auf Flächen, die wir seit Jahren dafür vorbereitet haben. Wir haben gut vorgesorgt – der Wald wird bleiben.

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