Naturschutz in Dormagen Biotope gegen das Artensterben

Dormagen. · Dormagener Fraktionen wollen in einem Arbeitskreis Konzepte zum Naturschutz entwicklen.

 Dormagener Fraktionen wünschen sich Biotope nach Vorbild des Leverkusener Wiembachtals.

Dormagener Fraktionen wünschen sich Biotope nach Vorbild des Leverkusener Wiembachtals.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Das Thema Klima, Wald, Insektenschwund haben nahezu alle Parteien in Dormagen auf ihrer internen Tagesordnung. Weil so viel Einigkeit darüber herrscht, initiativ zu werden, wollen die Dormagener Fraktionen es nicht alleine der Stadtverwaltung überlassen, Ideen und Vorschläge zu erarbeiten. Daher wird es jetzt bald einen breit aufgestellten Arbeitskreis geben, der alle vorhandenen (Master)Pläne bündelt und konkrete Maßnahmen vorschlägt. Das wichtigste Schlagwort dabei lautet: Biotop-Vernetzung.

Es sind unerwartet nicht die Grünen, die bei dieser Thematik Dampf machen. Die SPD macht sich bereits für insektenfreundliche Blühstreifen stark, jetzt kommt die FDP mit einem „Masterplan Wald“ um die Ecke. Den versteht deren Sprecher Torsten Günzel zunächst als „Anstoß“. Denn: „Wir verwenden viel Zeit für Diskussionen über Wohnbau- und Gewerbeflächen. Aus unserer Sicht ist es an der Zeit, einen weiteren Fokus auf das Thema Wald zu richten.“ Für die FDP geht es um eine (neue) „Priorisierung“ und um die Entscheidung der kommunalen Politik, wie man welche Sache gewichtet. Während Günzel zunächst von einem „Werkstattgespräch in einigen Monaten sprach, wurde es mit dem Arbeitskreis letztlich konkreter.

In einer lebhaften Diskussion der Planungs- und Umweltpolitiker verdeutlichte Martin Pehé (Grüne), dass „mehr Wald nicht die ultimative Lösung“ sei. Sinnvoller seien Biotopverbünde. Nicht zuletzt aufgrund von zwei Problemen: „Wir sind in Dormagen stark landwirtschaftlich geprägt“, sagte Karl-Heinz Heinen (CDU) mit Blick auf die qualitativ guten Böden in dieser Region. Daraus entsteht ein Nutzungskonflikt. Landwirte verkaufen ungern diesen Boden, die Stadt wiederum kann an Bauern verpachtete Flächen nicht ohne weiteres in Grün umwandeln. Ferner gebe es einfach nicht so viele Flächen, um großflächig Wälder anzulegen. Dormagen will gleichwohl stärker das Waldvermehrungsprogramm des Rhein-Kreis Neuss in Anspruch nehmen. Laut Doris Wissemann (SPD) werden die jährlich zur Verfügung stehenden 300 000 Euro kaum ausgeschöpft.

Bei künftigen Gesprächen sollen Landwirte einbezogen werden

Bürgermeister Erik Lierenfeld sagte, er wolle auf diesen Topf zugreifen, denn: „Flächen haben wir“. Nach Meinung von Stadtplaner Robert Ullrich benötige Dormagen ein „städtisches Freiraum-Konzept“, in das die Erkenntnisse aus dem Landschaftsplan des Rhein-Kreises, dem Forstwirtschaftsplan des Landes und aus dem Ökokonto der Stadt einfließen. Ullrich ist ein Befürworter von grünen Biotop-Korridoren“ und nennt den äußeren Grüngürtel in Köln als positives Beispiel. Darin seien Wald, Wiesen und Wasser enthalten und damit ein ideales, beispielhaftes Misch-Konzept und damit besser als eine Monokultur. Ein solcher Gürtel oder eine Biotopvernetzung sei möglich zwischen Ortsteilen, wie von Delhoven und Horrem, vom Chempark in Richtung Stadt. Für den Leiter des Stadtplanungsamtes gehe es eher um „kleine Flächen“ und um „punktuelle Verbesserungen“. Er spricht von einer „Politik der kleinen Schritte“. Wichtig sei, einen solchen Prozess in Gang zu setzen.

Bei künftigen Gesprächen sollen auch Vertreter der Landwirtschaft einbezogen und Möglichkeiten eruiert werden, um Fördermittel zu erhalten. In diesem Zusammenhang spiele auch die Schaffung eines „Bürgerwalds“ eine wichtige Rolle.

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