Großübung für den Ernstfall auf der A 57

Rettungskräfte aus dem Rhein-Kreis simulieren am Samstag auf der A 57 ein Busunglück.

Dormagen. Seit der durch ein Feuer ausgelösten Massenkarambolage auf der Autobahn 57 ist es ruhig geworden auf dem gesperrten Teilstück bei Dormagen. Nicht so am Samstag. Gegen 11.45 Uhr rückt mit Blaulicht eine Kolonne von 23 Rettungsfahrzeugen auf der Fahrbahn Richtung Köln an.

Kurz vor dem Rasthof Nievenheim kommt die Kolonne zum Stehen. Unzählige Rettungskräfte steigen aus und machen sich daran, acht Zelte aufzubauen. Stromgeneratoren werden aufgestellt, mobile Lichtquellen aufgebaut, fahrbare Tragen und anderes Versorgungsequipment in die Zelte geschafft. Auf dem Fußgängerüberweg versammeln sich die ersten Schaulustigen.

Ist etwa ein neues Unglück passiert? Diesmal nicht. Rund 200 Notärzte und Rettungskräfte aus dem Rhein-Kreis Neuss, unter ihnen DRK, Malteser, Johanniter, Feuerwehr und THW führen hier eine Großübung durch. Simuliert wird ein schweres Busunglück mit 80 Verletzten. Da so viele Verletzte nicht durch den Regelrettungsdienst versorgt werden können, wird ein sogenannter Behandlungsplatz aufgebaut, eine Art mobiles Krankenhaus für die Erstversorgung.

In diesen aufblasbaren Großzelten können bis zu 100 Unfallopfer behandelt werden, eher sie nach einer Erstversorgung geordnet in die anliegenden Krankenhäuser transportiert werden. „Normalerweise benötigen wir für so einen Behandlungsplatz eine 2000 Quadratmeter große Fläche“, erläutert Patrick Fasenschon (32) von den Maltesern.

Auf der A57 haben die Rettungskräfte dagegen ein 11,25 Meter breites und 100 Meter langes Areal zur Verfügung. „Wir müssen die Zelte hintereinander aufbauen und für notwendige Zuwege für den Abtransport sorgen“, beschreibt Fasenschon die Herausforderung.

Aber es funktioniert. Gegen 13 Uhr treffen mit Blaulicht Rettungsfahrzeuge mit den ersten Unfallopfern ein. Zumeist sind es Schüler und Mitglieder der Jugendhilfsorganisationen, die, von der DLRG geschminkt, die Verletzten spielen. Ein Mann und eine Frau werden auf Tragen in die beiden Eingangszelte geschoben.

Das DRK Kaarst-Büttgen übernimmt die Eingangsuntersuchung. Um ein Chaos zu vermeiden, werden die Verletzten nach einem Ampelsystem mit roten, gelben oder grünen Karten ausgestattet, die den Grad der Verletzung zeigen. Anschließend werden sie in den rot-, gelb-, oder grün markierten Zelten weiterbehandelt.

Das letzte Zelt in der langen Reihe und mit das wichtigste ist das Ausgangszelt. Hier entscheidet ein leitender Notarzt, in welches Krankenhaus der Verletzte transportiert werden soll. Das ist heute Michael Euler. „Der leitende Notarzt an dieser Stelle muss jemand sein, der die Infrastruktur der umliegenden Krankenhäuser sehr gut kennt“, meint Euler. Das Horrorszenario: Ein Verletzter wird in ein Krankenhaus gebracht, dass nicht das notwendige Equipment hat. Der Verletzte muss weiter transportiert werden.

Die Sperrung der A57 ist für die Rettungskräfte ein Glücksfall. So können die Aufbau-, Ablauf- und Kommunikationsstrukturen den örtlichen Vorgaben eines Einsatzes auf der Autobahn angepasst und geübt werden. Die Kosten der Großübung, rund 8000 Euro, werden aus dem dafür vorgesehenen Budget des Rhein-Kreises Neuss bezahlt. Obwohl die Schlussbesprechung noch aussteht, zeigt sich Patrick Fasenschon sehr zufrieden: „Die Übung ist, obwohl zeitlich etwas aus dem Ruder gelaufen, sehr positiv verlaufen“, meint er.

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