Gedenken: Stein für einen mutigen Mann

In Erinnerung an Ernst Junghans wurde ein Stolperstein in Dormagen verlegt. 1933 hatte er eine Rede gegen Hitler gehalten.

Dormagen. Ernst Junghans war einer der ersten Opfer des Nazi-Terrors in Dormagen. Nur vier Tage nach der Machtergreifung Hitlers starb er bei einer Hatz auf bekannte Mitglieder der KPD. An das Schicksal Junghans erinnert seit Samstag ein Stolperstein vor dem Haus Westerburgstraße 7 in Zons. Dort befand sich damals das Wohnhaus des 1889 geborenen Mannes.

„Wir stehen heute hier, damit alle, die hier langgehen, in Gedanken über diesen Stein stolpern und verstehen, wie wichtig es ist, gegen Faschismus, Krieg und Unterdrückung zu sein.“ In einer bewegenden Rede wiesen Katharina Müllejans-Lukas, Kevin Lipinski und Benjamin Rose von der Ber—tha-von-Suttner-Gesamtschule auf die Bedeutung des Stolpersteins hin. Sie und ihre Mitschüler haben die Patenschaft für den Stein übernommen. Mit Unterstützung der Familie des Widerstandskämpfers Junghans haben sie in monatelanger Kleinarbeit dessen Schicksal recherchiert.

Der 1889 in Sageritz im Kreis Stolp geborene Maschinist Junghans wohnte mit seiner Familie zuletzt am Buschweg 10, der heutigen Westerburgstraße 7. Er gehörte dem Gemeinderat in Zons von Mai 1924 bis Dezember 1932 an und setzte sich für seine Mitbürger mit großem persönlichen Einsatz ein. Im Arbeiterrat der IG Farben trat er engagiert für seine Mitarbeiter ein, was zu seiner Kündigung führte. Am 3. Februar 1933 hielt er eine öffentliche Rede gegen Hitler und warnte vor einem Wahlsieg der NSDAP. Am Abend desselben Tages fiel er in Dormagen einer Hatz auf Mitglieder der KPD zum Opfer. Am 4. Februar 1933 erlag er seinen Schussverletzungen. Seine Tochter Katharina sah ihren Vater nicht mehr lebend wieder. „Ernst Junghans hat nicht nur Mut und Hartnäckigkeit bewiesen, sondern einen weitaus größeren Beitrag für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet“, heißt es in der Rede der Schüler.

Den Stolperstein für Junghans setzte der Kölner Künstler Gunter Demnig im Beisein des stellvertretenden Bürgermeisters Hans Sturm ins Pflaster ein. Für die musikalische Untermalung sorgte Nadja Jungbeck mit dem Lied „Die Gedanken sind frei“. Die in ganz Deutschland eingesetzten Stolpersteine sollen Mahnmale sein, die an Opfer der NS-Zeit erinnern. Die mit einer Messingplatte besetzten Quader werden in das Straßenpflaster vor den Häusern eingelassen, in denen Mitbürger vor ihrer Vertreibung durch die Nationalsozialisten gewohnt haben.

In ihren Schlussworten mahnten die Schüler der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule an: „Wir dürfen den Kampf gegen Faschismus nicht aufgeben, und deswegen dürfen wir diese tragischen Ereignisse nicht vergessen.“

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