Öffnung am Montag Friseur-Termine in Dormagen teilweise bis April ausgebucht

Dormagen · Seit klar ist, dass sie am Montag wieder öffnen, steht das Telefon der Friseure in Dormagen nicht mehr still. Wer noch im März einen Termin bekommen will, der muss jetzt auf jeden Fall schnell sein.

 Um seine Familie über Wasser zu halten, musste Kevin Cortese sich Unterstützung bei Freunden suchen.

Um seine Familie über Wasser zu halten, musste Kevin Cortese sich Unterstützung bei Freunden suchen.

Foto: Cortese

Zu lang gewordenes Haar, herausgewachsene Ansätze und ein, zwei graue Härchen mehr auf dem Kopf sieht man derzeit überall auf den Straßen – der Lockdown hat Spuren hinterlassen, auch auf den Köpfen der Menschen. Am Montag ist es soweit: Friseure dürfen nach einer über zweimonatigen Zwangspause endlich wieder öffnen. Wie sich die Dormagener Friseure darauf vorbereiten, wie die Chancen auf einen Termin stehen und welche Sorgen sie dennoch haben, erzählen Friseurmeister Kevin Cortese, Inhaber des „Capelli Cortese Hair Salon“, und Holger Sievers, Salon-Manager von „Haarwerk Amel und Sievers“.

In einigen Punkten sind sich die beiden Haarkünstler einig: Die Öffnung der Salons ist „dringend nötig“. Für Inhaber Kevin Cortese waren die vergangenen Monate „mehr als hart“. Der 31-Jährige hatte finanziell schwer zu kämpfen: „Mir fehlten jegliche Einnahmen, die Sofort-Hilfe kam bis jetzt noch nicht. Ich habe eine Frau und Kinder, die ich versorgen muss. Ich musste mich bei Freunden und der Familie verschulden, um über die Runden zu kommen.“

„Immer mehr Friseure
haben schwarz gearbeitet“

Auch seine einzige Vollzeit-Kraft musste Cortese entlassen. „Immer mehr Friseure haben in diesen Zeiten schwarz gearbeitet, um irgendwie über die Runden zu kommen. Ich nicht, aber dennoch sollte das ja nicht der Wunsch der Regierung sein.“ Die Öffnung der Salons ist für den jungen Unternehmer die Rettung. Holger Sievers spricht nicht nur von den finanziellen Schwierigkeiten: „Es war jetzt wirklich eine sehr lange Zeit und man muss versuchen zu überleben, das ist natürlich auch psychisch eine Belastung.“

Umso wichtiger, dass am Montag pünktlich um neun die Türen wieder öffnen. Viele Vorbereitungen mussten nicht mehr getroffen werden, die Hygiene-Konzepte stehen seit Monaten, dennoch hatten die beiden in den vergangenen Tagen nur wenig Ruhe, denn die Telefone standen nicht still. „Wir wurden wirklich auf allen Wegen kontaktiert, nachdem klar war, dass wir öffnen dürfen. Sogar Zettel hatten wir im Briefkasten“, so Sievers.

Auch bei Kevin Cortese war kein Ende in Sicht: „Ich hatte in den letzten Tagen immer um die 40 unbeantwortete Anrufe am Tag, alles Kunden, die dringend Termine wollten. Unser Kalender ist komplett voll.“ In der kommenden Woche sei das Team ausgebucht und auch danach werde es schwer, einen Termin zu ergattern. Im Salon „Haarwerk Amel und Sievers“ sind Termine bis auf Ausnahmen erst wieder ab Ende März, Anfang April verfügbar. Verwunderlich sei die „plötzliche Flexibilität“ der Kunden: „Sie können jetzt wirklich zu allen Uhrzeiten. Es ist ihnen egal, wann sie kommen können oder zu welchem Mitarbeiter.“

Längere Öffnungszeiten
sind erst einmal nicht geplant

Eine enorme Ausweitung der Öffnungszeiten findet in beiden Läden nicht statt. Sievers: „Wir werden eine Stunde länger öffnen, aber mehr geht auch nicht. Man muss ja auch bedenken, dass wir acht, neun Stunden mit FFP2-Maske nicht gewohnt sind.“

Auch der „Capelli Cortese Hair Salon“ wird vorerst nicht länger öffnen. „Wir sind ausgebucht, die Tage werden sowieso anstrengend genug, warum sollen wir uns das antun? Es werden jedoch mehr Mitarbeiter im Einsatz sein“, so der Besitzer. Auch wenn die Friseure für den Moment wieder lachen können, machen sie sich dennoch weiterhin Sorgen. „Es muss ja nur ein Mitarbeiter positiv auf Corona getestet werden und dann müssen wir wieder schließen“, merkt Holger Sievers an. „Außerdem ist ja auch nicht gesagt, dass nicht noch ein dritter Lockdown kommt.“

Cortese sieht das ähnlich, daher lässt er seine Mitarbeiter wöchentlich mit einem Corona-Schnelltest testen. Eine Sache hat der Dormagener in jedem Fall gelernt: „Ich schließe momentan keine Verträge ab und mache keine großen Anschaffungen, das Risiko ist zu hoch. Ich möchte nie wieder in so einer Situation sein wie in den vergangenen Monaten. Ich möchte meine Schulden zurückzahlen und mir ein Polster erarbeiten.“

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