Erhebliche Mängel am Deich

Gutachten: Deichgräf Eduard Breimann stellt Ergebnisse der „Sondierung II“ vor.

Dormagen. Sechs Aktenordner türmen sich auf Eduard Breimanns Schreibtisch. Hier ist alles abgeheftet, was mit der Deichsondierung II zu tun hat — vom Leistungsumfang über die Kostenvoranschläge bis hin zu den umfangreichen Ergebnissen der viermonatigen Untersuchung.

Die liegen jetzt aktuell vor und haben die Befürchtungen des Deichverbandes bestätigt. An der 4,5 Kilometer langen Hochwasserschutzanlage zwischen dem Zonser Flügeldeich und der B9 bei Uedesheim muss an Mauern und Toren umfassend nachgebessert werden. „Die festgestellten Mängel sind erheblich. Der Deich ist aber standsicher, und mit den Maßnahmen zur Notertüchtigung, die wir im Januar schon erprobt haben, sind wir für ein Hochwasser gerüstet“, betont Deichgräf Eduard Breimann. 243 000 Euro hat der Deichverband für die aus über 100 Einzelleistungen bestehende Analyse bezahlt. Die Schichten des Erddeichs wurden per Rohrbohrung bestimmt, Betonkerne aus Bodenplatten entnommen, Verankerungen untersucht und die Tiefe der Spundwände vermessen.

Gerade dabei konnte eine große Sorge des Deichgräfs entkräftet werden. „Die Spundwände gehen neuneinhalb bis zehn Meter tief in die Erde, das ist völlig ausreichend“, so Breimanns Bewertung. Der Erddeich ist standsicher, erreicht an manchen Stellen sogar das Drei- bis Vierfache des vorgeschriebenen Sicherheitsbeiwertes.

Doch geschludert wurde auch. Der 1996 im Genehmigungsverfahren vorgeschriebene Deichsporn — eine Lehmschicht unterhalb der Deichkrone, die verhindern soll, dass die Deichanlage vom Rhein unterspült wird — fehlt. „Wahrscheinlich hat man bei den Arbeiten erkannt, dass der Deichsporn bei dem sehr kiesigen und deshalb durchlässigen Boden keine Wirkung gehabt hätte“, mutmaßt Breimann.

Die Mängelliste setzt sich fort: Der an der Deichanlage verwendete Beton entspricht nicht der geforderten Qualität, in den als Mauer ausgeführten Teilen der Schutzanlage fehlen Dehnungsfugen und Verschalung. Schlecht ist es auch um die Stahlbetonkaimauer im Stürzelberger Hafen bestellt. Dort sind die Bewehrungen, netzähnliche Gitterstrukturen in der Betonwand, gerissen.

Alle Mängel hat Deichgräf Breimann akribisch zusammengestellt und dem Gerichtsgutachter übergeben, der sich seit 2005 mit dem Pfusch beim Deichbau befasst. Die neuen Erkenntnisse fließen jetzt in das Beweissicherungsverfahren mit ein. „Wir wollen alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen, um die Verantwortlichen regresspflichtig zu machen“, bekräftigt Breimann. Mit der Sanierung kann so lange allerdings nicht gewartet werden.

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