Droht in Dormagen ein Ärztemangel?

Bürger und Ärzte-Netzwerk beklagen schlechte medizinische Versorgung.

Dormagen. In Dormagen geht das Schreckgespenst des Ärztemangels um. Patienten werden nach der Praxisaufgabe ihres Hausarztes in anderen, überlasteten Praxen abgewiesen. Chronisch Kranke finden die nötige fachärztliche Versorgung nur noch außerhalb der Stadtgrenzen — so die Wahrnehmung einiger Bürger. Doch ist das wirklich so?

Um die Frage kompetent zu beantworten, hatte der städtische Hauptausschuss am Donnerstag gleich drei Mediziner eingeladen, die dem Gremium Rede und Antwort standen. Ganz so düster, wie mancher Bürger die Entwicklung sieht, ist sie zumindest laut Statistik nicht. Das Zahlenwerk listet 75 Ärzte in Dormagen auf, 44 davon sind Hausärzte. Mitgebracht hatte die Zahlen Gerhard Steiner, Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein im Rhein-Kreis Neuss.

Im Vergleich zu anderen Kommunen liege Dormagen im grünen Bereich, betonte der Allgemeinmediziner aus Grimlinghausen. So sei die ähnlich große Stadt Langenfeld mit 43 Hausärzten auf knapp 60.000 Einwohner vergleichbar aufgestellt. „Dormagen hat kein spezielles Problem, sondern spiegelt die bundesweite Problematik wieder“, resümierte Steiner.

Laut seiner Aussage leisten Hausärzte, Frauen- und Kinderärzte 80 bis 90 Prozent der Patientenversorgung in Deutschland. Offenbar wird das Dormagener Dilemma aber dort, wo hausärztliche Betreuung nicht ausreicht. Der letzte niedergelassene Radiologe hatte seine Praxis vor zwei Jahren aufgegeben, es gibt nur einen Kardiologen vor Ort, wer einen Lungenfacharzt benötigt, muss in den Nachbarstädten suchen.

„Die fachärztliche Versorgung ist dünn, und Kooperationen zwischen den Ärzten und dem Krankenhaus sind ein absolutes Muss“, sagte Karl-Wilhelm Heikaus, Vorsitzender des Praxisnetzes Dormagen. Der in Neuss praktizierende Gynäkologe hat die Führung des Ärzte-Netzwerks erst vor wenigen Monaten übernommen — und bereits Defizite ausgemacht. So sei etwa die Versorgung von Burn-Out-Patienten nicht gewährleistet.

Heikaus will daher ein Ärztezentrum aufbauen, in dem Fachärzte — keine angestellten Ärzte — zumindest tageweise praktizieren könnten. Der Bau oder Kauf einer Immobilie sei geplant. Heikaus hofft dabei auf die Unterstützung der Politik.

Der Ärztliche Direktor des Kreiskrankenhauses in Hackenbroich, Wolfgang Thier, indes sieht die Situation gelassener. „Die Versorgung ist nicht gefährdet, aber es gibt Aspekte, über die es sich nachzudenken lohnt.“

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