Kindertagesstätten in Dormagen Sozialwerk setzt auf männliche Erzieher

Dormagen. · Das Evangelische Sozialwerk wirbt für den Beruf und räumt mit Vorurteilen auf.

 Traditionell arbeiten in den Kitas zahlreiche Männer, wie hier vor vier Jahren (v.l.): Wolfgang Schwab, Michael Guderjahn, Pfarrer Frank Picht vom Vorstand, Detlef Prill, Luca Casertano und Frederick Müller.

Traditionell arbeiten in den Kitas zahlreiche Männer, wie hier vor vier Jahren (v.l.): Wolfgang Schwab, Michael Guderjahn, Pfarrer Frank Picht vom Vorstand, Detlef Prill, Luca Casertano und Frederick Müller.

Foto: Georg Salzburg(salz)/Salzburg, Georg (salz)

Fachpersonal ist gefragt, auch beim Evangelischen Sozialwerk Dormagen, dem Träger von acht Kindertagesstätten und zwei Jugendzentren in Dormagen. „Da suchen wir immer wieder gute Erzieherinnen und Erzieher“, sagt Hans-Werner Wenzel, der mit Pfarrer Frank Picht das 1998 von der Evangelischen Kirchengemeinde Dormagen gegründete Sozialwerk leitet. Dem Vorstand ist nicht nur die Qualifizierung wichtig, sondern auch das weitere Engagement der Mitarbeiter, wie Pfarrer Picht betont: „Wir wollen zufriedene Mitarbeiter, daher bieten wir auch jungen Leuten unbefristete Verträge an, das gibt beiden Seiten die nötige Sicherheit.“ Für ihn ist es „ein Unding, sich von befristetem Vertrag zum nächsten durchzuschlängeln“.

Auch im Sozialwerk gibt es Fluktuation, nicht nur wenn Mitarbeiter in Rente gehen, sondern auch durch Schwangerschaft oder Umzug. „Da ist immer etwas in Bewegung, trotzdem sind wir sehr stolz darauf, dass unsere Mitarbeiter lange bei uns bleiben“, betont Wenzel. Und das bezieht sich auch auf männliche Pädagogen. Anders als in den meisten anderen Kitas arbeiten beim Evangelischen Sozialwerk zahlreiche Männer „in der ersten Reihe“, wie Picht erklärt. „Es ist gut, wenn wir den Kindern weibliche und männliche Bezugspersonen zur Seite stellen können.“

Auch ein weiteres Vorurteil – neben dem angeblichen Frauenberuf und vermeintlich unsicherem Vertrag – möchte Picht ausräumen: „Es heißt immer, Erzieher verdienen schlecht, das stammt aber noch aus früherer Zeit, als der Mann der Hauptverdiener war.“ Das Gehalt sei inzwischen „ganz ordentlich“.

Herzblut und Belastbarkeit
sind Voraussetzung

Natürlich gehöre zum Beruf als Erzieher in einer Kita – ob weiblich oder männlich – eine hohe Belastbarkeit und viel Herzblut. „Die Kinder finden das gut, mal nicht nur von Frauen umgeben zu sein“, berichtet Pfarrer Picht. In den Kitas in Hackenbroich, Stürzelberg und Mitte arbeiten auch Erzieher – in Horrem und Hackenbroich mit Michael Guderjahn (seit 2017 Leiter der Kita „Sonnenblume“) und Detlef Prill (seit 1995 Leiter der Kita „Villa Kunterbunt“), auch zwei Chefs von Einrichtungen.

Beim dreitägigen Praktikum der Konfirmanden in Kitas erleben die Jungen oft das gleiche, so Picht: „Die Jungs erzählen, dass die kleinen Jungen alle auf sie zugestürmt kamen und sie drei Tage lang Fußball spielen und auf Bäume klettern mussten.“ Das ist mehr als ein Rollenklischee, sondern immer noch etwas Besonderes im Frauenberuf – auch wenn im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) einige junge Männer in den Kitas und Jugendzentren des Evangelischen Sozialwerks arbeiten. In der Ausbildung sind Jahr für Jahr mehr Jungen.

Das berichtet auch Maike Lieven, die als „Pia-Pionierin“ in der Kita „Arche Noah“ in Zons bis Sommer eine dreijährige Ausbildung macht. „Pia“ ist die Abkürzung für Praxisintegrierte Ausbildungsform der Erzieherausbildung, in Hackenbroich ist auch ein Pia-Azubi in einer Kita tätig. „Von 26 in unserer Klasse sind drei Jungen, im Jahrgang sechs, vor uns waren es nur vier“, so die 21 Jahre alte Zonserin, die bereits weiß, dass sie im Sommer übernommen wird. „Gerade für die neue Kita in Delhoven suchen wir für Mitte 2020 weitere Erzieher – Männer und Frauen“, erklärt Pfarrer Picht.

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