Dormagen gedenkt der Reichspogromnacht

Auf dem jüdischen Friedhof in Zons werden am 9. November 250 Besucher erwartet.

Dormagen. Am 9. November 1938 zersplitterten in Dormagen die Fensterscheiben jüdischer Häuser und Geschäfte. Damit begann vor 73 Jahren auch hier der Holocaust. An die Opfer der Pogromnacht erinnern der Partnerschaftsverein Dormagen-Kiryat Ono, das städtische Kulturbüro und die Stolpersteine-AG mit einer gemeinsamen Gedenkfeier am Mittwoch, 9. November, um 18 Uhr auf dem jüdischen Friedhof an der Zonser Heide.

Die Mahnfeier wird musikalisch und durch Wortbeiträge von Schülern der Realschule Hackenbroich und der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule sowie zwei weiteren jungen Dormagenern mitgestaltet. Die Ansprachen halten Vize-Bürgermeister Hans Sturm und Heinz Tenhafen, Ehrenvorsitzender des Partnerschaftsvereins. Beide hoffen auf eine ähnliche Resonanz wie in den Vorjahren, als jeweils rund 250 Dormagener, darunter viele Jugendliche, der Opfer gedachten und damit ein deutliches Zeichen gegen Fremdenhass setzten.

Der Gedenkfeier schließt sich gegen 19 Uhr die musikalische Lesung „Kaddisch für ein nicht geborenes Kind“ in der Zonser Friedenskirche an der Ecke Lessingstraße/Eichendorffstraße an. In seinem gleichnamigen Roman schildert der ungarische Schriftsteller Imre Kertész den Monolog eines Erzählers, der immer wieder von grausamen Erinnerungen an Auschwitz geplagt wird. Der Zwang zum Nachdenken und zur quälenden Analyse seines Lebens wird für den Erzähler gleichsam zur Sucht. Sein Kaddisch-Trauergebet gilt einem Kind, das es nie geben wird, da sich der Erzähler weigert, nach dem Grauen in Auschwitz Leben zu zeugen. Das jüdische Theater Tacheles aus Köln trägt Szenen aus diesem Roman in einer Bearbeitung von Sophie Brüss vor. Rezitator ist Björn Lukas, der am Klavier von Axel Weggen begleitet wird.

Die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 bildete den Auftakt der systematischen Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten. In Dormagen traf es unter anderem die Familie von Louis Dahl, die an der Kölner Straße eine Metzgerei führte. Sie wurde von der SA und Dormagener Bürgern geplündert und zerstört, danach musste die Familie Dahl schließen.

Nachbarn kauften das Geschäft zu einem minimalen Preis, den die Familie nie erhalten hat. Die in Dormagen noch lebenden Juden wurden in der Reichspogromnacht verhaftet. Fragen zu der Gedenkfeier beantwortet das Kulturbüro unter 2 02133/257338.

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