Anlegebrücke für das Piwipper Böötchen in den Rhein gehoben

Piwipper Böötchen soll im Frühsommer zur Jungfernfahrt ablegen.

Dormagen. Schweres Gerät belegt den Platz, an dem sonst Ausflügler ihre Autos parken. Kamerateams folgen dem Schwenk des riesigen Krans, dessen 50 Meter langer Ausleger bis zu 400 Tonnen an Gewicht heben kann. Am Samstag herrschte am sonst so beschaulichen Landgasthof Piwipp in Rheinfeld reges Treiben. Doch kein Prominenter war der Star des Tages, sondern die 24 Meter lange Anlegebrücke, von der ab nächstem Frühjahr das Piwipper Böötchen Richtung Monheim ablegen soll.

Mit einem Kran wurden Brücke und Ponton jetzt in den Rhein gehoben. Die Fundamente für den zwölf Tonnen schweren Stahl-Koloss waren bereits Anfang Oktober gegossen worden. Darin stecken 200 Kubikmeter Beton. Der Verein „Piwipper Böötchen“, zwecks Wiederbelebung der Fähre im April 2010 gegründet und heute 135 Mitglieder stark, hat damit ein weiteres Etappenziel erreicht. „Und das auf den Tag genau ein Jahr, nachdem wir den ersten Termin mit allen beteiligten Behörden hatten“, freut sich der Vorsitzende des Vereins, Heiner Müller-Krumbhaar aus Monheim.

Wieder vorzeig- und einsetzbar wurde die Brücke — kostenlos überlassen von der Stadt Düsseldorf — durch tausende ehrenamtliche Arbeitsstunden, die eine Monheimer Mannschaft um „Einsatzleiter“ Werner Stüttgen, Paul und Uwe Vogel investiert hat. Immer montags liefen an der Piwipp seit Monaten die Schweiß- und Schleifmaschinen, wurde mit dem Bagger Erdreich bewegt. Seit Samstag nun liegt die Brücke im Rhein. Der schwierige Vorgang verlief reibungslos.

Jetzt fehlt nur noch das Böötchen, um die seit 1374 verbriefte und erst 1977 eingestellte Fährverbindung zwischen Dormagen und Monheim wiederzubeleben. „Damit wird die Voraussetzung geschaffen, dass beide Städte wieder näher zusammenrücken können“, sagt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Guido Schenk.

Ausgewählt für diesen Dienst und bereits gekauft ist die Barkasse Ruhrstahl, die früher bei Hattingen ihre Fracht übersetzte. Für den Einsatz zwischen der Piwipp und Monheim ist sie aufgrund der ausklappbaren Landungsbrücke ideal. Denn einen Steiger auf Monheimer Seite gibt es nicht, wie Heiner Müller-Krumbhaar schon im Juni bei einem Vortrag in Rheinfeld erläuterte: „Um eine Pegelschwankung von fünf Metern zu überbrücken, hätten wir für das sehr flache Monheimer Ufer einen 50 Meter langen Anleger gebraucht, das wäre nicht zu finanzieren gewesen.“

Auf der Lux-Werft in Mondorf bei Bonn wird das Schiff derzeit innen und außen gesandstrahlt. Motor, Getriebe und Propeller liegen bereit. Auch Pumpen, eine Toilette und die gesamte Elektrik, von der Beleuchtung bis zum Funkgerät, müssen noch installiert werden. „Der größte Teil der Arbeit steht noch bevor“, sagt Müller-Krumbhaar. Trotzdem sind er und seine Mitstreiter zuversichtlich, dass das Piwipper Böötchen im Frühsommer 2012 zur Jungfernfahrt ablegt. Ob dieser Termin zu halten ist, hängt auch vom Budget ab. Schließlich finanziert sich das 200 000 Euro-Projekt ausschließlich über Spender und Sponsoren. 140 000 Euro hat der Verein bereits erworben, 30 000 Euro wird der Landschaftsverband Rheinland (LVR) überweisen, der die Fähre aufgrund ihrer historischen und touristischen Bedeutung fördert.

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