Handball : So wird Dormagen der Klassenerhalt nicht gelingen
Dormagen. Analyse Der TSV hat das Abstiegsduell gegen HC Elbflorenz Dresden mit 24:25 verloren.
Es gab Trainer in der langen Geschichte des Dormagener Handballs, die hätten auf solch eine Vorstellung, wie sie der TSV Bayer bei der 24:25-Niederlage (Halbzeit 11:11) am Samstagabend im vielleicht vorentscheidenden Abstiegs-Endspiel gegen den HC Elbflorenz bot, nur eine Antwort gehabt: Lauftraining am Sonntag um 10 Uhr, Treffpunkt Lokomotive im Tannenbusch.
Die Lokomotive gibt es längst nicht mehr. Und mit Blick auf die Whatsapp-Generation, die inzwischen das Geschehen auf dem Parkett bestimmt, sind solche Aktionen verpönt. Besonders in Dormagen, wo die Spieler immer noch jenen Welpenschutz genießen, der sie am Ende der Saison wahrscheinlich den Verbleib in der Zweiten Bundesliga kosten wird. Daran hat auch der Wechsel auf der Trainerbank nichts geändert – wie denn auch? Wie soll Dusko Bilanovic innerhalb von vier Monaten die Schäden in den Köpfen seiner Spieler reparieren, die sein Vorgänger über Jahre hinweg angerichtet hat?
Die Mannschaft „kann keine Endspiele“? Richtig, das war schon bei der A-Jugend so, der ein Teil des Teams entstammt. Das war in der vergangenen Drittliga-Saison nicht anders, und das zieht sich wie ein roter Faden durch die laufende Spielzeit. Warum? Weil den Protagonisten über Jahre eingeimpft wurde, dass das alles nicht so schlimm sei, dass sie ja noch so jung seien und nach Herzenslust Fehler machen dürften. Weil, man verzeihe die drastische Wortwahl, den Spielern über Jahre hinweg Zucker in den Hintern geblasen wurde statt ihnen mal einen Tritt in den selbigen zu verpassen – und sei es auch nur, indem man sie zur für sie unpassenden Zeit zum Lauftraining einbestellt.
In fast 90 Sekunden 6:3-Überzahl gelang Bayer kein einziger Treffer
Auch nach der x-ten unnötigen Niederlage geht es am Höhenberg mit Business as usual weiter. „Wir brauchen die Spieler ja noch“, heißt es. „Wir können es ja immer noch aus eigener Kraft schaffen“, heißt es. Ja wie denn mit einer Truppe, in der der älteste und erfahrenste Feldspieler 20 Sekunden vor Schluss, als immer noch die Chance auf ein Unentschieden besteht, einen Pass einfach unbedrängt ins Aus spielt? Ja wie denn mit einer Truppe, in der nur die immer gleichen Spieler die Grundtugend des Handballs, vor allem im Abstiegskampf, beherzigen: Dorthin zu gehen, wo es wehtut? Eloy Morante Maldonado, Carl Löfström, Ian und Patrick Hüter tun das.
Und Sven Bartmann, der nur drei Minuten, nachdem er bei einer misslungenen Abwehraktion mit voller Wucht mit dem Kopf gegen den Pfosten geknallt war, sich wieder ins Tor stellte – andere in diesem Kader hätten sich auf der Stelle drei Wochen krank gemeldet. Wobei nicht vergessen werden darf, dass der Keeper, der am Dienstag 32 Jahre alt wird, vor einem Dreivierteljahr erst bei einem Motorradunfall fast sein Leben gelassen hätte.