Handball TSV legt furiosen Schlussspurt hin

Dormagen. · Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen hat am Samstag ein bereits verloren geglaubtes Spiel gegen Bietigheim mit 33:30 gewonnen.

 Das Duell André „Mausi“ Meuser (2.v.r.) gegen Michael „Mimi“ Kraus (2.v.l.) entschied der Dormagener für sich.

Das Duell André „Mausi“ Meuser (2.v.r.) gegen Michael „Mimi“ Kraus (2.v.l.) entschied der Dormagener für sich.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Frust haben schon etliche Trainer geschoben in dieser Saison im Bayer-Sportcenter. Doch so angefressen war noch keiner wie Hannes Jón Jónsson am Samstagabend nach der 30:33-Niederlage (Halbzeit 15:16) von Erstliga-Absteiger SG BBM Bietigheim bei einem TSV Bayer Dormagen, der sich mit diesem „verdienten Sieg“ (Jónsson) wohl endgültig den Titel „Comebacker des Jahres“ gesichert hat.

Denn schon wieder drehte der Handball-Zweitligist ein Spiel, das eigentlich schon verloren schien. Diesmal aber nicht, weil dem Gegner die Kräfte schwanden. „Wir haben in der Schlussphase total den Kopf verloren und Dormagen hat das sehr gut genutzt,“ stellte Jónsson mit Leichenbittermiene fest.

Ein bisschen konnte man den Isländer verstehen, schließlich schien die Partie zwischenzeitlich in die gänzlich andere Richtung zu laufen. Nach starken Anfangsminuten der Hausherren, die dank eines bis dahin überragenden André Meuser nicht unverdient mit 12:7 (21.) in Front lagen, fingen sich die mit der Empfehlung von drei Siegen in Folge, darunter die gegen die Spitzenteams aus Coburg und Gummersbach, angereisten Gäste und drehten das Spiel bis zu einer 26:23-Führung elf Minuten vor Schluss. Eine Tendenz, die sich schon vor der Pause angedeutet hatte: „Wir hätten zur Halbzeit viel deutlicher führen müssen als mit nur einem Tor,“ meinte Dusko Bilanovic. Die Konsequenzen, die der Bayer-Trainer daraus zog, schienen zunächst wie ein Schuss nach hinten zu wirken: Er beorderte den anfangs starken, dann aber abbauenden Sven Bartmann auf die Bank und schickte Janis Boieck zwischen die Torpfosten. Was eine Woche zuvor in Hüttenberg das Signal zur Wende war, blieb diesmal wirkungslos. Im Gegenteil: Während Boieck nur zwei Bälle zu fassen bekam, lief auf der Gegenseite Jürgen Müller, dem es in Durchgang eins ähnlich ging, zu großer Form auf.

Unparteiische entschieden auf neun Siebenmeter für die Gäste

Sieben Paraden des 33-Jährigen und kräftige Unterstützung durch Konrad Gimmler und Jannik Rips – die Unparteiischen sprachen Bietigheim neun, den Hausherren nur einen Siebenmeter zu – brachten das Duell zum Kippen: Beim 18:18 (35.) glich der Erstliga-Absteiger erstmals seit dem 3:3 (5.) aus, beim 20:19 (38.) gingen die Gäste erstmals in Führung. Und beim Stand von 26:23 zehn Minuten später schien die Messe gelesen. Doch den TSV Bayer der Saison 2019/20 darf keiner zu früh abschreiben. Vielleicht war es die Gelbe Karte gegen ihren Trainer, vielleicht waren es die ersten zwei Paraden des nach 45 Minuten wieder zwischen die Pfosten gerückten Sven Bartmann – irgendetwas wirkte als Wecksignal für die Hausherren.

Und das so gründlich, dass in den letzten zehn Minuten praktisch nur noch eine Mannschaft spielte vor der enttäuschenden Kulisse von nur 1042 Zuschauern im Bayer-Sportcenter: die der Dormagener. Beim 26:26 (53.) durch den bis dahin eher glücklosen Jakub Sterba war der erste Gleichstand geschafft, beim 28:27 zwei Minuten später durch den wie schon in Hüttenberg in der Joker-Rolle überzeugenden Benni Richter lagen die Gastgeber wieder in Führung. Und gaben sie nicht mehr aus der Hand. Denn bei Bietigheim lief gar nichts mehr, der ohnehin eher blasse Ex-Weltmeister Michael „Mimi“ Kraus ging jetzt völlig unter. Und Hannes Jón Jónsson hatte seine Möglichkeiten, den Verfall der Spielkultur auf Seiten seiner Schützlinge zu stoppen, schon durch zwei Auszeiten zum völlig falschen Zeitpunkt (50. und 54. Minute) zunichte gemacht. Außer einer offenen Manndeckung fiel dem Isländer nichts mehr ein – und die nutzte Benni Richter zu einem wunderschönen Sololauf und dem Treffer zum
33:30-Endstand.

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