Existenznot Restaurants in Corona-Krise - Gastgewerbe fordert Rettungspaket

Düsseldorf · Restaurantbetreiber befinden sich in Existenznot. Zwar dürfen Restaurants Essen zum Mitnehmen verkaufen, doch Kosten könnten davon keinesfalls gedeckt werden. Sie erwarten Zusagen und finanzielle Hilfe.

 Immer noch darf die Gastronomie nicht wieder öffnen. Viele Inhaber bangen um ihre Existenz.

Immer noch darf die Gastronomie nicht wieder öffnen. Viele Inhaber bangen um ihre Existenz.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Enttäuschung in Nadja Mäschig-Kümpers Stimme ist unüberhörbar. Seit 14 Jahren betreibt sie mit ihrem Mann in Düsseldorf Heerdt ein Brauhaus. Mit den Einnahmen aus Hausmannskost und Kegelbahn, so sagt die Gastronomin, begleiche sie sowohl die gewerblichen als auch die privaten Kosten. „Das ist nicht viel, aber wir können davon leben und unsere Familie ernähren.“ Auch hätten sie schon andere Problemlagen meistern müssen. „Wir haben die Finanzkrise überstanden“, betont Mäschig-Kümper. Aber jetzt gehe nichts mehr. Sie fühlt sich in ihrer Existenz bedroht, durch die Schließung sind alle Einnahmen weggebrochen. „Unser kleiner Überschuss aus dem Monat März ist nun aufgebraucht und wir stehen vor der Frage, wie wir unsere privaten Kosten auffangen sollen“, erzählt die Inhaberin. Miete, Einkäufe und laufende Kosten bereiten ihr schlaflose Nächte. Die Soforthilfe der Landesregierung, 9000 Euro, dürfen nur für gewerbliche Kosten genutzt werden.

 „Der Tag gestern war besonders schlimm“, erzählt Mäschig-Kümper, und meint damit die Verkündungen der Bundeskanzlerin am Mittwochabend. Gaststätten müssen genauso wie Cafés und Bars weiterhin geschlossen bleiben. Mit ihrem Mann und ihrer Tochter habe sie auf eine Lockerungsmaßnahme gehofft, wenigstens auf ein verlässliches Datum. „Wir haben bis Ostern durchgehalten. Es wurde immer Hoffnung gemacht, auf nach Ostern“, klagt Mäschig-Kümper. Die Auswirkungen sind für die Gastronomin und ihre Familie nicht nur finanziell spürbar, auch psychisch sei es enorme Belastung. „Das geht richtig an die Substanz, dass man so in der Luft hängt“, schildert Mäschig-Kümper ihre verzweifelte Lage, „es fehlt ein Licht am Ende des Tunnels.“

Außer-Haus-Verkauf ist nicht kostendeckend

Zwar dürfen Restaurants Essen zum Mitnehmen verkaufen, doch Kosten könnten davon keinesfalls gedeckt werden. Die Bestellungen des Brauhauses liegen nach Angaben der Besitzer an manchen Tagen im einstelligen Bereich. „Gegenüber ist eine Pizzeria mit Lieferservice, dagegen haben wir keine Chance“, meint Nadja Mäschig-Kümper. Zudem sieht sie sich benachteiligt. Ihrer Meinung nach könnten durch reduzierte Sitzplätze durchaus Hygienestandards eingehalten werden: „Die Lage ist existenzbedrohend. Wir fragen uns, wo das hinführen soll.“

Thorsten Hellwig, Sprecher der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Nordrhein-Westfalen kennt die Sorgen der Gastronomen. „Zum einen ist die Enttäuschung riesengroß, zum anderen ist da die nackte Angst vor der Existenzvernichtung.“ Er glaubt, dass es unter jetzigen Umständen nicht alle Betriebe aus der Krise herausschaffen werden, denn auch mit nur eingeschränktem Angebot und eventuell verändertem Gästeverhalten würde es für viele zu wenig Umsatz sein. „Wir gehen davon aus, dass es für viele betriebswirtschaftlich nicht lohnenswert ist, nach ersten Lockerungen zu öffnen.“

Die Dehoga fordert deshalb ein Rettungspaket für das Gastgewerbe. „Wir brauchen mehr direkte Hilfen. Nach einer mehrmonatigen Phase ohne normale Umsätze kann man nicht mit einem Schuldenberg wegen neu aufgenommener Kredite dastehen“, sagt Hellwig. „Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Landesregierung immer wieder auf die desaströse wirtschaftliche Lage hinzuweisen.“

Auch auf Bundesebene wird diese Forderung geteilt. „Unsere Betriebe waren die ersten, die geschlossen wurden, und sind nun die letzten, die wieder öffnen dürfen“, erklärt Guido Zöllick, Präsident des Bundesverbands in einer Pressemitteilung. Mit einem Rettungs- und Entschädigungsfond sollen die Gewerbe unterstützt werden. „Unsere Familienbetriebe haben nicht die Rücklagen und Möglichkeiten großer Industrie oder Versicherungskonzerne, um aus eigener Kraft aus der Krise herauszufinden“, mahnt er an. Die Forderung basiert darauf, dass andere Branchen „in weitaus weniger dramatischen Situationen hohe staatliche Unterstützungsleistungen erhalten“.

Zöllick warnt davor, dass ganze touristische Strukturen wegbrechen könnten, wenn die „öffentlichen Wohnzimmer der Gesellschaft“ zerstört würden. Zusätzlich fordern Bundes- und Landesverband Steuererleichterungen ein. So soll die Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden, so wie es aktuell bei den Außer-Haus-Verkäufen der Fall ist.

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