Ukrainekrieg Flüchtlinge in Remscheid: Zustrom aus der Ukraine hat nachgelassen

Remscheid · Über 1000 Menschen aus Kriegsgebieten in der Ukraine haben mittlerweile in Remscheid Schutz gesucht. Die eine Hälfte wurde privat, die andere in städtischen Unterkünften untergebracht. Fakt ist: es werden weniger Flüchtende.

Die Weihnachtsfeier im Ukraine-Zentrum wurde von der Schule für Musik, Tanz und Theater untermalt.

Die Weihnachtsfeier im Ukraine-Zentrum wurde von der Schule für Musik, Tanz und Theater untermalt.

Foto: Michael Schütz

Bei einer Weihnachtsfeier rückten Geflüchtete aus dem Kriegsgebiet im Hackenberger Ukraine-Zentrum zusammen. Am Samstag zeigten dabei Talente der Lenneper Schule für Musik, Tanz und Theater ihr Können. Mit dabei: Milana und Yana aus der Ukraine, die Klavier und Klarinette im Duett spielten. So wie sie leben auch die meisten ihrer Zuhörer erst seit wenigen Monaten in der Bundesrepublik.

Zahl der Flüchtlinge aus
anderen Regionen liegt höher

Über 1000 Menschen aus dem Kriegsgebiet haben mittlerweile in Remscheid Zuflucht gefunden. Die meisten von ihnen kamen auf eigenen Wegen ins Bergische Land. Etwa die Hälfte ist privat untergebracht, etwa bei Freunden, Verwandten oder in Wohnungen, die sie angemietet haben. 518 Geflüchtete aus der Ukraine wohnen in städtischen Unterkünften. Zuletzt seien weniger Menschen aus dem Kriegsgebiet in Remscheid angekommen als noch im Frühjahr oder Sommer, sagt die zuständige Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke: „Das mag daran liegen, dass sie einfach nicht mehr aus dem Land können. Große Teile der Infrastruktur sind ja mittlerweile zerstört.“

Dennoch zeichnet sich Raumnot in Remscheid ab. Denn: Längst hat der Flüchtlingsstrom aus anderen Regionen zugenommen. Allein im laufenden Quartal seien Remscheid von der Landesbehörde 100 Menschen zugewiesen worden, die aus Staaten wie Syrien, Afghanistan, Irak oder dem Iran geflohen sind. Zum Vergleich: 46 Geflüchtete aus der Ukraine wurden seit Oktober in Remscheid registriert. Immer mehr Menschen unterzubringen stellt die Ausländerbehörde vor wachsende Herausforderungen. „Auch in der Erstaufnahme in Hölterfeld sind die Kapazitäten nahezu ausgeschöpft“, berichtet Barbara Reul-Nocke. In der dortigen Turnhalle und dem benachbarten Schulgebäude wurden bis zuletzt ausschließlich Ukrainer untergebracht. Nun kamen die ersten Menschen aus Schwarzafrika hinzu. „Der Handlungsdruck wächst. Wir benötigen eine weitere Erstunterkunft“, betont die Dezernentin. Parallel laufe die Suche nach freiem Wohnraum weiter auf Hochtouren. Denn nach Möglichkeit sollen die Menschen nur für kurze Zeit in der Erst- oder in den Sammelunterkünften bleiben, die sich unter anderem an der Wülfingstraße oder der Klauser Delle in Lüttringhausen befinden. Wie schnell sie sich in den vergangenen Monaten gefüllt haben, lässt sich an Zahlen ablesen: 2020 nahm Remscheid 105 Geflüchtete auf, 2021 waren es 181. In diesem Jahr sind es siebenmal so viele: 1337 Menschen wurden von der Ausländerbehörde registriert, bilanziert Claudia Schwarzweller, die sich als Fachdienstleiterin um das Thema Zuwanderung bei der Stadtverwaltung kümmert. Sie rechnet angesichts der Krisen dieser Welt nicht damit, dass der Flüchtlingsstrom abreißt. „Und auch wenn viele Ukrainer in ihre Heimat zurück wollen, ist angesichts des Kriegsgeschehens nicht mit einer baldigen Rückkehr zu rechnen.“ So könnte es auch 2023 zu einer Ausnahmesituation kommen. „Ich kann nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass wir nicht noch weiteres Personal brauchen“, erklärt Claudia Schwarzweller, die aktuell 40 Mitarbeitende an ihrer Seite weiß.

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