Luftverschmutzung in den Städten Prämie für alte Diesel wirkungslos

Düsseldorf · Trotz Fahrverbotsdrohung und Umtauschprämie: Die Euro-1- bis Euro-5-Diesel verschwinden nur langsam aus Großstädten.

 Autos befahren im morgentlichen Berufsverkehr die Corneliusstraße in Düsseldorf.

Autos befahren im morgentlichen Berufsverkehr die Corneliusstraße in Düsseldorf.

Foto: dpa/Martin Gerten

Zuckerbrot der Autohersteller und die politische Peitsche – so läuft bislang der Versuch, schmutzige Dieselfahrzeuge von den Straßen zu bekommen. Seit fast einem Jahr gibt es die Umtauschprämie in den belasteten Städten, die Fahrverbotsdiskussion läuft auf Dauerhochtouren. Doch eine panikartige Abkehr von den Euro-1- bis Euro-5-Autos ist nicht in Sicht. Sie verschwinden aus den Großstädten – aber sehr langsam.

Der Fall war das auch schon, als die Fahrverbotsdebatte noch nicht hochkochte: Im Regierungsbezirk Düsseldorf waren 2011 noch fast 570 000 Dieselfahrzeuge der Emissionsgruppen Euro 1 bis Euro 4 zugelassen (Euro 5 war da neu, Euro 6 gab es noch nicht) – schon vier Jahre später waren es laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes 2015 nur noch 397 000; ein Minus von 30 Prozent.

Der Dauerzank um dicke Luft und Dieselabgase hingegen scheint die Umstiegslust in der Region jüngst nur geringfügig angestachelt zu haben: So sank die Zahl der zugelassenen Euro-1- bis Euro-5-Diesel in Düsseldorf von 2016 auf 2017 – also vor Umstiegsprämie und konkreter Fahrverbotsgefahr – um 15 Prozent, zuletzt von 2018 auf 2019 um 16,5 Prozent und somit kaum stärker.

17,8 Prozent „Schmutzdiesel“
in Düsseldorf und Wuppertal

Stärker fällt der Unterschied etwa in Wuppertal aus, wo das Minus zwischen 2018 und 2019 mit 13 Prozent deutlich größer ausfiel als zwischen 2016 und 2017 (gut sieben Prozent); ebenso in Solingen (minus 6,3 Prozent von 2016 zu 2017, minus 10,5 Prozent von 2018 zu 2019). Allerdings: Auch in Krefeld, das von der Fahrverbotsdiskussion unberührt ist, stieg das Minus von 6,3 Prozent (2016/2017) auf 11,5 Prozent (2018/2019).

Ferdinand Dudenhöffer, Automobilexperte der Uni Duisburg-Essen, sieht „keine sonderliche Kundenumtauschaktion von schmutzigen Diesel in saubere Diesel“. Für diese Zeitung hat er den Anteil von Dieselautos in NRW-Städten mit drohendem Fahrverbot ausgewertet. Am schlechtesten schneidet Aachen ab: 20,5 Prozent der zugelassenen Autos Anfang 2019 waren Euro 5 oder schlechter (im Bundesschnitt 21,9 Prozent). Ähnliches gelte für die Landeshauptstadt: „Mit 17,8 Prozent an Schmutzdiesel ist Düsseldorf nicht gerade ein Lufterholungskurort.“ Auch in Wuppertal sind es 17,8 Prozent, in Dortmund und Köln 17,9 Prozent.

„Die Androhung von Fahrverboten hat bei Besitzern von jungen Euro-5-Dieseln zwar zu Ängsten und Verunsicherung, aber nicht großartig zu Panikverkäufen geführt“, sagt Christopher Köster vom ADAC Nordrhein. Lediglich wenn ohnehin ein neues Auto angeschafft werden soll, habe die Debatte wohl einen Effekt – und führe generell zu einer Abkehr vom Diesel: Noch 2014 wurden fast gleichviele Benziner (1,53 Millionen) wie Diesel (1,45 Millionen) in Deutschland neu zugelassen, 2018 waren es 2,1 Millionen Benziner und nur noch 1,1 Millionen Diesel. Auch von der Umstiegsprämie „haben vor allem die Autofahrer profitiert, die sich sowieso ein neues Auto kaufen wollten“, so Köster.

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