Politiker und Mediziner im Gespräch mit der AOK : „Wir haben viel zu spät an die Kinder und Jugendlichen gedacht“
Korschenbroich Die Folgen der Pandemie wiegen teils schwer. Die Auswirkungen für Kinder und Jugendliche sind nach Ansicht einer Kölner Kinderklinikdirektors viel zu spät in den Fokus gerückt.
Versprechen kann in diesen Tagen niemand etwas, schon gar nicht ein Politiker, erst recht nicht Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Also sagte Spahn lediglich zu, alles dafür zu tun, dass in einer 4. Welle der Pandemie nicht wieder alle Schulen geschlossen werden. Das hatte sich ein Schüler gewünscht. Und sein Wunsch wurde in der Veranstaltung „AOK“ im Dialog an den Minister herangetragen.
Bemühen bekunden, aber nichts versprechen. Die Politik hat gelernt. Sie lernte aus ihren Fehlern, und sie lernte auch, Widerstände auszuhalten. Spahn beispielsweise bleibt bei seiner Aussage, es sei besser 1000 überteuerte medizinische Masken zu viel bestellt zu haben, als eine Maske zu wenig. „Mir haben Ärzte gesagt, wenn wir keine Masken bekommen, müssen wir unser Krankenhaus schließen“, erklärte der digital zugeschaltete Minister.
AOK im Dialog, die Allgemeine Ortskrankenkasse Rheinland/Hamburg war im beschaulichen Korschenbroich am Niederrhein im Gespräch mit Politikern wie Maria Klein-Schmeink von den Grünen, Karl Lauterbach SPD und eben Jens Spahn sowie mit dem Bonner Virologen Hendrik Streeck. Der Versuch, Antworten zu finden auf die Fragen von heute über das Gesundheitswesen von morgen. „Wir haben viel zu spät an die Kinder und Jugendlichen gedacht“, warf der Direktor der Kinderklinik an der Uni Köln, Prof. Jörg Dötsch, ein. Konsequenz: „Wir müssen mehr Kinderpsychologische Praxen zulassen“, sagte Maria Klein-Schmeink, die für die Grünen im Bundestag sitzt. Gesagt, getan? Vermutlich eher nicht. Denn auf der einen Seite geht es um Bedarf und Nachfrage, auf der anderen Seite geht es um Ressourcen und Geld. Zwar räumten alle Beteiligten ein, dass sich das System in der wohl größten Krise der Nachkriegsgeschichte bewährt hat, aber der Preis dafür ist hoch, und die Sünden der Vergangenheit wiegen schwer.