Dating Phänomen Phubbing – das Smartphone als Beziehungskiller

Düsseldorf · Immer mehr Paare nutzen Handys und Tablets in Kombination mit den Sozialen Medien exzessiv, anstatt sich einander zuzuwenden.

Phänomen Phubbing - Smartphone als Beziehungskiller
Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

So praktisch das Online-Dating auch sein mag, es gibt natürlich auch Probleme. Denn das Internet nimmt Einfluss, auch auf Beziehungen. Vom Parallel-Daten zu Eifersüchteleien in der Beziehung, alles bekommt eine andere Dynamik. So scheint es zumindest. Richtig? „Nur zum Teil“, sagt Volker van den Boom. Er ist Diplom-Sozialpädagoge und Paartherapeut aus Aachen. „Die Probleme sind an und für sich immer noch die gleichen wie damals, als ich vor 28 Jahren meine Praxis eröffnet habe. Aber: Das Tempo hat sich verändert.“

Durch die höhere Geschwindigkeit im Lebensalltag sinke die Bereitschaft, sich mit Problemen auseinanderzusetzen. Früher seien beispielsweise die meisten Menschen um fünf Uhr nach Hause gekommen, heute eher um sieben. „Und dann wollen sie nur noch Ruhe. Vielleicht noch ein bisschen Haushalt erledigen, aber bitte keinen Stress. Vor allem keinen Beziehungsstress“, sagt van den Boom. Das habe zur Folge, dass viele Beziehungen früher aufgegeben würden. Nach zwei bis drei Jahren, wenn die Rangeleien kommen, werfen viele lieber das Handtuch.

Der Sozialpädagoge Volker van den Boom 

Der Sozialpädagoge Volker van den Boom 

Foto: van den Boom

Handy und Laptop sind echte Beziehungskiller

Und was hat das Internet jetzt damit zu tun? Nun, zum einen erweckt es natürlich den Anschein, Tausende Ersatzpartner und womöglich sogar bessere Partner warten nur einen Klick entfernt. Andererseits sind Handy und Laptop auch echte Beziehungskiller. „Ich empfehle dringend, das Smartphone abends zu Hause wegzulegen. Das ständige Daddeln kann so wichtig nicht sein, dafür schadet es der Beziehung extrem“, so van den Boom.

In diesem Punkt sind sich Psychologen so einig, dass es schon ein Fachwort für das Entfremden von Paaren durchs Smartphone gibt: „Phubbing“. Der Begriff setzt sich zusammen aus den englischen Worten „phone“ und „snubbing“, letzteres heißt so viel wie brüskieren, vor den Kopf stoßen, jemanden verächtlich behandeln. Was dabei passiert: Wer selbst in Momenten der Zweisamkeit ständig sein Smartphone rausholt, verärgert damit seinen Partner. Der schaut deshalb womöglich auch noch lieber auf sein Handy, schließlich will er nicht unbeschäftigt einem völlig abgelenkten Gesprächspartner gegenübersitzen. Das Ganze führt zu Verunsicherung und zu der Frage, ob die Beziehung überhaupt noch Sinn macht.

Studie: Mehr als zwei Stunden am Tag wird das Handy genutzt

Laut Privatdozent Christian Montag von der Uni Bonn aktiviert ein junger Smartphone-Nutzer alle zwölf Minuten sein Handy.

Laut Privatdozent Christian Montag von der Uni Bonn aktiviert ein junger Smartphone-Nutzer alle zwölf Minuten sein Handy.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Nach Erkenntnissen der Uni Bonn aktiviert ein junger Smartphone-Nutzer in Deutschland alle zwölf Minuten sein Handy. Die Forscher haben für diese Ergebnisse die App „Menthal“ entwickelt, die Daten zum Verhalten der Nutzer an die Wissenschaftler überträgt. 50 Studenten hatten die App sechs Wochen lang auf ihrem Handy installiert. „Die Ergebnisse waren zum Teil erschreckend“, kommentiert Christian Montag, Privatdozent für Psychologie an der Bonner Universität. So nutzte ein Viertel der Probanden sein Telefon mehr als zwei Stunden pro Tag. Van den Boom empfiehlt vom Internet gestressten Paaren das, was er schon immer empfehlen konnte: Rituale. „Rituale sind ein Schlüssel zu einer funktionierenden Beziehung. Lustlosigkeit und Missverständnisse sind stärker geworden. Auch Eifersucht ist ein Thema, das durch soziale Netzwerke befeuert werden kann. Einfach, weil man mehr von den Kommunikationswegen des Partners mitbekommt. Deshalb ist es wichtig, sich mit seinem Partner zu verabreden, Tennis ist ja auch immer dienstags und das ist trotz Arbeit und Stress machbar. Die Zeit sollte man sich auch für seine Beziehung nehmen.“

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