Eckpunkte des Kirchenjahres Pfingsten als das Fest weltweiter christlicher Gemeinschaft

Düsseldorf · Mai und Juni erfreuen Arbeitnehmer mit vielen Feiertagen. Aber was sind die religiös motivierten Anlässe für die jeweiligen Feste?

 Das Fenster mit der Heilig-Geist-Darstellung leuchtet im Petersdom im Vatikan.

Das Fenster mit der Heilig-Geist-Darstellung leuchtet im Petersdom im Vatikan.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Mai und Juni sind die Monate mit den vielen Feier- und Brückentagen. Dass die Feste allesamt christlich grundiert sind, stört angesichts des Freizeitwerts im Frühling auch eine zunehmend säkularere Gesellschaft kaum. Wer sich aber zwischendurch dann doch mal fragt, was im Ursprung eigentlich an Pfingsten gefeiert wird, könnte womöglich in Erklärungsnöte kommen. Ein Blick auf das Kirchenjahr kann da Orientierung geben.

Es beginnt anders als das Kalenderjahr schon am 1. Advent und endet im November am Toten- oder Ewigkeitssonntag. Dazwischen spannt sich ein Reigen des Gedenkens an Jesu Leben, immer auch im Wechselspiel mit den Jahreszeiten. Die großen Eckpunkte (oder Hochfeste, wie die Christen sagen), die auch jeweils mit Doppelfeiertagen begangen werden, sind dabei Weihnachten, Ostern – und halt Pfingsten.

Bei der Feier von Jesu Geburt an Weihnachten fällt das Einklinken auch für Nichtreligiöse leicht: Es geht um ein Kind, um Geschenke, um Licht im Dunkeln. Bei Ostern, dem Fest von Jesu  Auferstehung nach seiner Kreuzigung an Karfreitag, hilft der aufbrechende Frühling, die Rückkehr des Lebens, als Brücke. Aber was hat es mit der Ausgießung des Heiligen Geistes auf sich, die an Pfingsten gefeiert wird? Das klingt sehr sperrig, aber dahinter verbirgt sich ein schöner Gedanke.

Vorangegangen ist Christi Himmelfahrt, also die Geschichte, wie sie vor allem der Evangelist Lukas beschreibt: Der auferstandene Jesus begegnet seinen Jüngern ein letztes Mal, segnet sie „und fuhr auf gen Himmel“. Die Jünger sind danach frohen Mutes, weil sie begriffen haben, dass ihnen Gott in Jesus in besonderer Weise begegnet ist.

Jetzt sind sie aber auf sich gestellt. Beim jüdischen Wochenfest in Jerusalem, so erzählt es die Apostelgeschichte, werden die Jünger nun von Gottes Geist ergriffen und beginnen zu reden, sodass Menschen aus aller Herren Länder und mit verschiedenen Sprachen sie verstehen können. Petrus hält eine Predigt und am Ende lassen sich etwa dreitausend Menschen taufen. Im übertragenen Sinn kann man sagen: Die ersten Christen haben begonnen, sich herkunftsübergreifend als eine Gemeinde zu verstehen – Geburtsstunde der Kirche und ihres universalen Selbstverständnisses. Der Heilige Geist als Bezeichnung der Kraft, mit der Gott in der Welt wirkt, wird dabei von alters her meist als Taube dargestellt.

Was dann noch bleibt im Reigen der Frühjahrsfeiertage, ist Fronleichnam. Der Tag fällt doppelt aus dem Rahmen: Zum einen ist er ein rein katholischer Feiertag, zum anderen bricht er aus der Chronologie des Kirchenjahres aus. Denn im Zentrum steht Jesu Gegenwart in der Eucharistie, dem katholischen Wort für Abendmahl. Das letzte Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte, lag an Gründonnerstag, dem Vorabend der Kreuzigung. Da die stille Karwoche (mit der jährlichen Karfreitags-Debatte) aber kein Fest verträgt, hat man es in die nachösterliche Zeit verlegt.

Katholische Gemeinden verbinden die Heilige Messe oft mit einer anschließenden Prozession, bei der in einer Monstranz das Allerheiligste (also eine nach katholischem Verständnis zum Leib Christi gewandelte Hostie) durch die Straßen getragen wird.

Früher war Fronleichnam ein Feiertag, an dem sich oft konfessionelle Spannungen entluden. Heute sind dagegen vielerorts ökumenische Zeichen längst Tradition geworden: Viele Prozessionen machen inzwischen auch an evangelischen Kirchen Station.

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