Ohne Impfzentren So will NRW Tempo bei Booster-Impfungen machen

Düsseldorf · Die Auffrischungsimpfungen in NRW sollen möglichst fix laufen. Zumindest in dem Punkt scheinen sich alle einig zu sein. Das Gesundheitsministerium verweist nun auf die Kommunen. Die sagen: Über Nacht geht das nicht.

 NRW mehr Booster-Impfungen und verweist auf die Kommunen.

NRW mehr Booster-Impfungen und verweist auf die Kommunen.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

In der Debatte um mehr Tempo bei den Corona-Auffrischungsimpfungen haben die Kommunen auch auf das Land verwiesen und zeitlichen Vorlauf verlangt. „Die Städte sehen mit Sorgen, wie schnell die Infektionszahlen steigen. Selbstverständlich sind die Städte bereit, ihr Impfangebot auszuweiten“, sagte der Vorsitzende des Städtetages NRW, Pit Clausen, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Aber wir haben immer deutlich gemacht: Das geht nicht über Nacht“, betonte der Bielefelder Oberbürgermeister am Mittwoch. Zuvor hatte das Gesundheitsministerium angekündigt, die vor einem Monat landesweit geschlossen Impfzentren würden nicht reaktiviert, Städte und Kreise sollten stationäre Impfstellen schaffen.

„Viele Städte haben Pläne vorbereitet, wie man dezentrale Impfstellen aufbaut neben den mobilen Teams“, schilderte Clausen (SPD). Es brauche aber Zeit, die Städte müssten Räume anmieten und umbauen. „Und wir brauchen Personal und IT-Infrastruktur.“ Das gehe nur zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung. Der Verbandspräsident unterstrich: „Es muss auch klar sein, dass das Land die Kosten übernimmt.“ Um Kapazitäten vernünftig planen zu können, sei zudem Klarheit nötig, „was die Hausärzte bei der Impfkampagne und den Auffrischungsimpfungen schaffen können und was nicht.“

Nach Angaben der Kassenärzte gewinnen die sogenannten Booster-Impfungen in den Praxen an Fahrt. Eine Wiedereröffnung der Impfzentren sei unverhältnismäßig und unnötig, sagte der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), Dirk Spelmeyer. „Unsere Praxen können boostern und tun es auch.“ In der vergangenen Woche seien allein in Westfalen-Lippe rund 46 000 Auffrischungsimpfungen durchgeführt worden, eine Woche zuvor etwa 26 000. Sollten sich regionale Engpässe abzeichnen, könne die KV „frühzeitig unterstützend eingreifen und zusätzliche Angebote etablieren“.

Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte eine Wiedereröffnung der Impfzentren gefordert. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte das abgelehnt und betont, man werde die „Impfzentren alter Form“ nicht mehr reaktivieren, da sie „überdimensioniert“ wären und zu teuer. Komme es zu Engpässen beim Impfen, „dann machen wir kleine Impfzentren in den Dörfern, in den Stadtteilen, in den Turnhallen, in Pfarrsälen“, sagte er im WDR. Landesweit gehe es um gut vier Millionen Menschen über 70 Jahre oder mit Vorerkrankungen, die bevorzugt erneut geimpft werden müssten.

Das Gesundheitsministerium hatte am Dienstag angekündigt, Kreise und kreisfreie Städte sollten eigenständig stationäre Impfstellen schaffen. Eine Sprecherin des Städtetags NRW sagte am Mittwoch dazu: „Ein Erlass liegt noch nicht vor, der den Auftrag an die Städte regelt.“ Der Verband habe keinen Überblick, welche Städte schon einen Antrag gestellt haben. In den vom Ministerium benannten Städten arbeiteten die Impfstellen bereits oder würden gerade aufgebaut. Das Gesundheitsministerium hatte für feste Impfstellen in Bochum, Bonn, Duisburg, Düren, Düsseldorf, Hagen, Köln, Krefeld, Solingen und Wuppertal schon vor der aktuellen Debatte um eine Wiedereröffnung von Impfzentren grünes Licht gegeben.

Dem Landkreistag zufolge besteht derzeit noch keine „verpflichtende Aufgabe, bereits jetzt stationäre Impfstellen einzurichten“. Eine Sprecherin sagte: „Für eine tatsächliche Umsetzung solcher Konzepte ist ein angemessener zeitlicher Vorlauf erforderlich, auch wenn generelle Überlegungen dazu bereits bestehen.“ Grundsätzlich halte man die Einrichtung solcher Impfstellen vor Ort für sinnvoll. „Eine Rückkehr zu den Impfzentren ist vielfach wegen anderweitiger Nutzung der betreffenden Räumlichkeiten nicht mehr möglich.“

Der neue NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) betonte in seiner ersten Regierungserklärung, es brauche breite Auffrischungsimpfungen. „Wir müssen alles versuchen, Ungeimpfte von der Sicherheit des Impfangebots zu überzeugen und die Geimpften durch umfassende Booster-Impfungen weiter zu schützen“, sagte er im Düsseldorfer Landtag. Erforderlich sei eine abgestimmte Strategie von Bund und Ländern. Die Gesundheitsminister beraten am Donnerstag und Freitag.

(dpa)
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