Analyse Nur noch jeder fünfte Baum in NRW ist gesund

Düsseldorf · Zum zweiten Mal in Folge befindet sich der Wald im schlechtesten Zustand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984.

 Nach der jüngsten Erhebung aus dem NRW-Umweltminsterium geht es dem Wald in NRW so schlecht wie seit 1984 noch nie.

Nach der jüngsten Erhebung aus dem NRW-Umweltminsterium geht es dem Wald in NRW so schlecht wie seit 1984 noch nie.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Der Zustand des Waldes in NRW hat sich weiter verschlechtert. Ein Jahr nach dem bis dahin dramatischsten Waldzustandsbericht seit Beginn der Datenerhebung musste NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) am Montag zusammenfassen: „Nur etwa jeder fünfte Baum in Nordrhein-Westfalen weist keine Schäden auf.“ Statt 22 Prozent wie vor einem Jahr sind es jetzt nur noch 19 Prozent. Bei 42 Prozent der Bäume ist die Krone dagegen deutlich geschädigt. „In einigen Gebieten lösen sich die Fichtenbestände fast vollständig auf“, so die Ministerin.

Aber nicht nur die Fichte, die rund 30 Prozent des Waldes in NRW ausmacht, hat massiv unter der Trockenheit der beiden zurückliegenden Jahre, starkem Schädlingsbefall und Stürmen gelitten. Auch die Eiche hat einen bisherigen Tiefpunkt erreicht: Nur noch zwölf Prozent sind völlig gesund. Ähnliches gilt für die Kiefer. Nur bei der Buche war zumindest eine leichte Verbesserung festzustellen, was vor allem mit einer geringeren Fruchtifikation zu tun hat: Je mehr Früchte (Bucheckern) die Buche trägt, desto weniger Blätter bildet sie aus.

Das Land hat bisher Anträge zur Soforthilfe in Höhe von 8,6 Millionen Euro vorliegen, von denen bereits 7,5 Millionen bewilligt sind. Außerdem soll es für die Wiederbewaldung über zehn Jahre insgesamt 100 Millionen Euro geben. Dafür müssen die Wälder aber zunächst vom Schadholz befreit sein. „Die Fichtenbestände sterben schneller, als die Flächen aufgearbeitet werden können“, sagt Hubert Kaiser, Abteilungsleiter Forsten und Naturschutz im Umweltministerium. Er rechnet damit, dass im nächsten Jahr erste Flächen zur Neubepflanzung zur Verfügung stehen.

Konflikt zwischen Waldbauern
und Umweltverbänden

Der Grundkonflikt zwischen den Waldbauern, die entschieden für menschliche Eingriffe in die Waldgestaltung plädieren, und den Umweltverbänden, die den Wald stärker sich selbst überlassen wollen, bleibt aber bestehen. Der Nabu NRW sprach sich anlässlich der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2019 dafür aus, zukünftig noch stärker auf einen artenreichen Mischwald setzen. „Ein solcher Mischwald aus verschiedenen Laub- und Nadelbaumarten sollte sich natürlich entwickeln können. Nur wenn auf ehemaligen Fichtenflächen lediglich wieder Fichten emporkommen, sollte durch waldbauliche Maßnahmen eingegriffen werden.“

Die Wiederbewaldung, so der Nabu, erfordere aber auch einen wirksamen Schutz vor Wildverbiss. Die Jägerschaft sei daher aufgefordert, die zu hohen Wildbestände in den Wäldern zu bekämpfen.

Im Ministerium unterstützt man eher die Förster, die möglichst schnell den Umbau hin zu klimaresistenteren Wäldern in Angriff nehmen wollen. Das sei aber keine generelle Absage an Naturverjüngung

Für den von ihr vor zwei Wochen vorgeschlagenen Waldfonds befindet sich Heinen-Esser derweil gerade in der Abstimmung mit dem Wirtschaftsministerium. Der Fonds soll Kompensationszahlungen für CO2-Emissionen der Landesbehörden bündeln, beispielsweise aufgrund von Flugreisen, aber auch offen für Unternehmen und Privatpersonen sein. Mit dem Geld könnten dann neue Klimaschutzpflanzungen finanziert werden. Ihr Eindruck sei bisher, dass die Idee innerhalb der Landesregierung auf breite Unterstützung stoße.

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