Für mehr Artenschutz Der Widerstand gegen Schotter-Vorgärten wächst - auch in NRW

Hamburg/Saarbrücken/Düsseldorf · Pflegeleichtes Grau liegt im Trend, doch nicht nur Umweltverbände warnen. Auch immer mehr Kommunen beschäftigen sich mit dem Thema - oder ergreifen schon Maßnahmen.

 Solche Schottergärten gibt es immer häufiger - für Klima oder Insektenvielfalt erfüllen sie allerdings keinen Zweck.

Solche Schottergärten gibt es immer häufiger - für Klima oder Insektenvielfalt erfüllen sie allerdings keinen Zweck.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Stein- und Schottergärten liegen im Trend: pflegeleichtes Grau, vielleicht garniert mit ein paar exotischen Pflänzchen. Doch der Widerstand wächst. Nachdem bereits zahlreiche Umweltverbände angesichts des Artensterbens vor der modernen Ödnis gewarnt haben, schlagen jetzt auch die Umweltminister der Länder Alarm: Auf ihrer Konferenz ab Donnerstag in Hamburg wollen sie die Bundesregierung zu einer Kampagne für insektenfreundliche Privatgärten bewegen.

Das sieht zumindest ein Antrag des saarländischen Umweltministeriums vor, dem sich bereits die Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen angeschlossen haben. Unter dem Titel „Aktionsprogramm zur Förderung insektenfreundlicher Privatgärten in Deutschland“ sollen Grundstücksbesitzer darüber aufgeklärt werden, wie sie ihre Gärten insektenfreundlich gestalten können. Die Politik sei hier auf die Unterstützung der Bürger angewiesen, sagte der saarländische Umweltminister Reinhold Jost (SPD). „Schauen wir uns die privaten Gärten an, so müssen wir eine deutliche Verarmung der Lebensräume für Insekten feststellen. In sterilen Stein-Vorgärten werden keine Bienen summen oder sich Schmetterlinge niederlassen.“ Finanziert werden soll die Kampagne über das „Aktionsprogramm Insektenschutz“ der Bundesregierung.

Auch aus Nordrhein-Westfalen dürfte der Vorstoß Unterstützung bekommen. „Wir sehen die Entwicklung sehr kritisch“, heißt es auf Nachfrage im Umweltministerium. Insbesondere in Neubaugebieten sei eine Art Dominoeffekt zu beobachten: Einer lege einen Steingarten an, die anderen zögen nach. Diese seien aber nicht nur für Klima und Artenvielfalt ein Problem, so ein Ministeriumssprecher: Insbesondere mit Folie gegen Unkraut versiegelte Steingärten stellten bei Starkregen die Kanalisation vor Herausforderungen, weil sie kein Wasser aufnähmen – so steige auch das Risiko vollgelaufener Keller. Die Entscheidung über eine Regulierung allerdings liege bei Stadt oder Landkreis: „Wir können als Land den Kommunen keine Vorgaben machen.“

Gemeinden in der Region diskutieren Gegenmaßnahmen

Tatsächlich gibt es erste Städte, die Steingärten sogar verbieten wollen – aktuell etwa Bremen, wo ein Gesetzentwurf vorsieht, dass Außenflächen künftig „zu begrünen oder zu bepflanzen sind“. Im Klartext: Hütten, Terrassen oder Fahrrad-Stellplätze sind erlaubt, Steinbeete nicht.

In NRW haben bereits Dortmund und Xanten dafür gesorgt, dass Neubaugebiete keine Steingärten mehr haben dürfen.  In vielen anderen Gemeinden der Region rückt das Thema in den Blick. Remscheid etwa erklärte die Stadt auf Anfrage der Grünen im April, dass inzwischen 20 Prozent der Gärten in Neubaugebieten Schottergärten seien – und dass die Kommune ein Recht zur Regulierung habe. In Haan im Kreis Mettmann hat die FDP das Thema für Juni auf die Agenda des Stadtrates gesetzt und verlangt, Vorgaben für die Gartengestaltung zu prüfen. „Einige Kommunen sind schon sehr aktiv, es müssten natürlich noch mehr werden“, sagt Marja Rottleb, Gartenexpertin des Naturschutzbundes Nabu.

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