Prozessauftakt in Düsseldorf Notrufmitschnitt schockt beim Prozess um Mord in Neusser Blumenladen

Düsseldorf · Ein Meerbuscher soll seine 32-jährige Ex-Freundin in Neuss erschossen haben. Der Mitschnitt des Notrufs zeigt die letzten Sekunden im Leben der Frau.

 Der Angeklagte versteckte sich bis zum Beginn der Verhandlung unter einer Decke.

Der Angeklagte versteckte sich bis zum Beginn der Verhandlung unter einer Decke.

Foto: Simon Janßen

Es sind gespenstische Szenen wenige Minuten vor Beginn der Hauptverhandlung vor dem Düsseldorfer Landgericht. Verschleiert mit einer grauen Decke wird der Angeklagte um kurz nach 13 Uhr von einem Justizbeamten in den Saal gerollt.

Der 32-Jährige sitzt im Rollstuhl, hat bei seinem Suizidversuch beide Beine verloren. Durchgehend schaut er auf den Boden. Nahezu regungslos nimmt der Meerbuscher die Anklageverlesung zur Kenntnis, die erschreckende Details offenbart.

Der Angeklagte soll am Tattag – dem 26. April dieses Jahres – seiner Ex-Freundin Constanze K. um 10.20 Uhr auf der Gladbacher Straße in der Neusser Nordstadt aufgelauert haben. In seiner Hand: ein geladener Revolver des US-amerikanischen Waffenherstellers „Smith & Wesson“. Laut Anklage soll sein Ziel gewesen sein, die junge Frau zu vergewaltigen und im Anschluss zu töten.

Seine Ex-Freundin konnte zunächst fliehen, der 32-Jährige soll sie jedoch verfolgt und schon auf der Straße Schüsse auf sie abgefeuert haben – wenig später auch aus kurzer Distanz in der Nähe eines Blumenladens.

Still wurde es im Gerichtssaal am Mittwoch, als der Notruf des Opfers bei der Polizei abgespielt wurde. „Bitte kommen Sie. Mein Ex-Freund hat eine Pistole“, ist Costanze K. völlig außer Atem zu hören. Es folgt ein Schuss – und ein Schrei. Sekunden später wird ein weiterer Notruf einer Zeugin abgespielt. „Hier hat gerade einer geschossen“, hallt es durch die Lautsprecher des Gerichtssaals. In welche Richtung der Täter geflohen sei, wisse sie nicht. Kurz bevor die Telefonate abgespielt wurden, verließen die Eltern des Opfers unter Tränen den Saal.

Nach der Tat legte sich der Angeklagte auf die Bahngleise

Constanze K. erlitt insgesamt vier Schussverletzungen im Kopf-, Hals-, Brust, und Schulterbereich. Trotz umgehend eingeleiteter Rettungsmaßnahmen starb die Frau später im Lukaskrankenhaus. Nach der Tat soll sich der Angeklagte auf die in der Nähe des Blumenladens gelegenen Bahngleise gelegt haben, wo er von einem Güterzug erfasst und schwer verletzt wurde. „Der Angeklagte wollte, dass sie nie wieder einen anderen Freund hat“, sagte Staatsanwalt Stefan Peters zu einem möglichen Mordmotiv. Unter großer Anteilnahme war Constanze K. in ihrer Heimatstadt Versmold beigesetzt worden. Der Pastor erinnerte dabei an das soziale und kirchliche Engagement von Constanze. Die 27-Jährige war unter anderem als Handballerin aktiv gewesen.

Doch nicht nur wegen des Mordes am 26. April in der Neusser Nordstadt muss sich der Verdächtige verantworten, sondern auch wegen zwei weiteren Taten. So soll er versucht haben, seine Ex-Freundin, die zu diesem Zeitpunkt bereits einen neuen Freund hatte, am Nachmittag des 1. Januar 2019 in seiner Wohnung zu vergewaltigen.

Auch eine Tat am 12. Juli 2016 wird dem Meerbuscher vorgeworfen. Damals soll er seine damalige Lebensgefährtin – dabei handelte es sich nicht um das spätere Mordopfer – in das Badezimmer seiner Wohnung gezerrt, die Tür verschlossen und sie daraufhin zu sexuellen Handlungen gezwungen haben – verbunden mit der Drohung, sie zu vergewaltigen. Der Prozess wird am 7. November fortgesetzt.

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