Fahrgäste üben massive Kritik Niersexpress legt holprigen Start hin

Kempen · Neue Technik, alte Probleme: Die Wiedereröffnung der Zugstrecke zwischen Krefeld und Kempen läuft mehr als holprig. Die Züge haben Schwierigkeiten, ausgerechnet wegen „Reparaturen auf der Strecke“.

 Am ersten Tag der Wiedereröffnung der Strecke mussten Fahrgäste wie hier am Bahnhof in Weeze lange auf den Niersexpress warten.

Am ersten Tag der Wiedereröffnung der Strecke mussten Fahrgäste wie hier am Bahnhof in Weeze lange auf den Niersexpress warten.

Foto: Eirik Sedlmair

Mancher hatte es geahnt, jetzt haben sich die Befürchtungen bestätigt: Die Wiedereröffnung der Bahnstrecke zwischen Krefeld und Kleve lief alles andere als problemlos. Im Gegenteil: Pendler berichteten von massiven Schwierigkeiten, sind verärgert. Besonders kurios: Als Grund für Verspätungen zwischen Kempen und Kevelaer wurde im Internet „Reparatur an der Strecke“ angegeben. Ausgerechnet auf einem Abschnitt, der ja gerade erst für viel Geld und mit großem Aufwand modernisiert wurde. Manche Fahrgäste sprachen schon von „Verschlimmbesserung“. Und nachdem es in den vergangenen Wochen massive Kritik an den Ersatzbussen auf der gesperrten Strecke gegeben hatte, wünschte sich der ein oder andere diesen ungeliebten Zustand ironisch schon wieder zurück: „Der Schienenersatzverkehr war zwar lästig, aber dafür kam er wenigstens pünktlich.“

Die RheinRuhrBahn als Betreiber des Niersexpress bestätigte die Probleme. Wegen Störungen an Bahnübergängen habe es ab 6 Uhr Schwierigkeiten gegeben, so Sprecher Tim Nowak. Züge hatten erhebliche Verspätungen. Ab 9.30 Uhr laufe zumindest die Technik bei den Bahnübergängen wieder. Doch an einigen Stellen müsste der Niersexpress weiterhin langsamer fahren. Daher könne es noch einige Zeit dauern bis der Zug problemlos fahre. Betroffen war die Strecke in beide Richtungen.

Es handle sich um Probleme bei der Infrastruktur, betonte Nowak. Für die Infrastruktur, also Schienen, Bahnübergänge oder Stellwerke, ist die Deutsche Bahn zuständig.

Sieben Stellwerke zwischen Kleve und Kempen waren im Zuge der monatelangen digitalisiert worden. Bislang mussten Weichen und Schranken mechanisch gesteuert werden, jetzt geht das per Mausklick. Zudem wurden 76 Bahnübergänge erneuert oder technisch aufgerüstet. Die öffentliche Hand hatte kräftig in die Modernisierung der Strecke investiert. 70 Millionen Euro stellte der Bund zur Verfügung, um die neueste Stellwerks- und Signaltechnik zu installieren.

Die Strecke war extra vor dem Start noch getestet worden. Sogar ein Zug war probeweise gefahren. Alles werde auf Herz und Nieren geprüft, hatte es von Seiten der Bahn geheißen. Jetzt sollen ausgerechnet auch noch die Schienen für Probleme sorgen. Sie sollen an einigen Stellen „schlüpfrig“ sein, was den Zügen Schwierigkeiten bereitet.

Dabei hatte die Bahn in der vergangenen Woche noch ein positives Fazit der Arbeiten gezogen. „Für ein Projekt dieser Größenordnung ging das hier sehr schnell. Wir haben die Umstellung auf die digitale Technik in zwei Jahren geschafft, normalerweise braucht man dafür sieben Jahre“, hatte ein Bahnsprecher erklärt.

Die Betreiber des Niersexpress hatten immer gefordert, dass die Technik funktionieren müsse. Daher wundert es niemanden, dass man auch bei der Rhein Ruhr Bahn von der Situation nicht begeistert ist. Doch heftige Kritik an der Bahn will man noch nicht äußern. „Wir haben heute erst den ersten Tag nach der Wiedereröffnung der Strecke. Wir hoffen, dass die Bahn die Probleme im Sinne der Fahrgäste schnell beheben kann“, so Tim Nowak.

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