Hier müsste eigentlich Wasser sein Niepkuhlen: Krefelder Gewässer trocknen aus - dutzende Fische gestorben

Krefeld · Im Krefelder Naturschutzgebiet Niepkuhlen gibt es teils kein Wasser mehr, dutzende Fische starben schon. Was kann das Biotop retten?

 Die geringe Niederschlagsmenge und Einschränkungen bei der künstlichen Wasserversorgung sorgen in diesen Tagen für extreme Trockenheit in den Niepkuhlen.

Die geringe Niederschlagsmenge und Einschränkungen bei der künstlichen Wasserversorgung sorgen in diesen Tagen für extreme Trockenheit in den Niepkuhlen.

Foto: Thomas Aigner

Große Teile der Niepkuhlen sehen derzeit erschreckend aus. Das Sumpfgebiet führt kaum Wasser, Anwohner machen sich Sorgen, auch Thomas Aigner. Er beobachte seit mehreren Tagen eine Zunahme verendeter Fische. Aigner fürchtet durch die derzeitigen Extremtemperaturen „die Zerstörung wesentlicher Merkmale des Naturschutzgebietes Nördliche Niepkuhlen“.

Warum ist die Lage so dramatisch und was will die Stadt dagegen unternehmen? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.


Wie ist der Zustand der Niepkuhlen derzeit?
Aigner, der sich für den Landschaftspark Heilmannshof, zu dem die Niepkuhlen gehören, engagiert, beschreibt eine außergewöhnliche Beobachtung: „Derzeit ist der Wasserpegel auf dem Stand von Winter 2018. Schon dies war der niedrigste Winter-Wasserstand seit zwei Jahrzehnten.“ Und die Situation könnte noch schlimmer werden, da der Pegel normalerweise bis Winter abnimmt.

Der Verwaltung ist die Situation bekannt. Deshalb lies die Stadt bereits lebende Fische aus den besonders trockenen Teilen des Biotops raus nehmen, berichtet Krefelds Beigeordneter für Umwelt, Thomas Visser. Diese seien in tiefere Bereiche gebracht worden. Etwa 50 Fische seien tot geborgen worden. Dieses Fischsterben gebe es in den heißen Wochen auch in anderen Gewässern.

Warum trocknet das Naturschutzgebiet aus?
Die Wasserzufuhr für die Niepkuhlen ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Die geringe Niederschlagsmenge ist ein Problem. Ebenso hängt die Wassermenge von den Grundwasserbeständen ab. Darüber hinaus ist die künstliche Wasserzufuhr entscheidend. Allein die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) pumpt jährlich 1,5 Millionen Kubikmeter Grundwasser am Rislerdyk, Bönnersdyk und Wallenburgdyk ab, um dort die Keller von 47 Wohnhäusern trocken zu halten. Diese leitet der Großvermieter seit vielen Jahren in die Niepkuhlen. „Das fällt spätestens nächstes Jahr weg“, sagt Visser. Dann braucht es keine Pumpen mehr für trockene Keller.Zudem leitet die Linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft (Lineg) Wasser aus dem Bergbau ein. „Diese Zufuhr wurde zuletzt wegen Unterhaltungsarbeiten am Netz teils zurückgefahren“, sagt Visser.

Gab es so eine Situation schon mal? Schon nach der Dürre im vergangenen Jahr gab es in den Niepkuhlen kaum noch Wasser. Darüber hinaus seien Niedrigwasserperioden nichts ungewöhnliches, sagt Visser. Schon Anfang der 1990er Jahre drohte die Fläche zu versiegen. Dennoch gilt die aktuelle Lage als besonders extrem.


Wie könnte es in Zukunft weitergehen? Aus Vissers Sicht gibt es zwei Szenarien. Die erste Möglichkeit wäre, die künstliche Wasserzufuhr dauerhaft zu stärken. Er kann sich etwa einen weiteren Betrieb der LEG-Pumpen vorstellen. Möglicherweise könne auch die Lineg mehr Wasser einleiten. Allerdings sei keine Seite zu etwas verpflichtet, sagt Visser.

Auch eine zweite Option gehöre zur Ehrlichkeit. „Man könnte sagen: Wenn die Niepkuhlen trocken fallen, dann fallen sie eben trocken“, so Visser. Dann läge es an der Natur, ob es zum Beispiel genug regnet oder nicht. Was aktuell passiere sei ein natürlicher Prozess, sagt Visser. Dennoch sei das derzeitige Erscheinungsbild sicher ungewöhnlich.


Welche Lösung strebt
die Stadt an?
Laut Visser bespricht die Verwaltung die Zukunft des Gebiets mit allen wichtigen Akteuren. „Die Niepkuhlen sollen auch künftig den Lebensraum für Fische, Insekten oder seltene Pflanzenarten gewährleisten“, sagt Visser. Garantieren kann er das nicht. Die künstliche Wasserzufuhr ist teuer. Die Stadt prüft, ob sie die Kosten alleine tragen muss. Zudem stellt Visser klar, dass es keine Lösung binnen weniger Tage geben wird: „So etwas regelt man nicht in vier Wochen mit einer baulichen Maßnahme.“

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