Wasserpfeifen Nach Vergiftungsfällen - Landtag diskutiert über Shisha-Bars

Düsseldorf · Nach einem erneuten Fall von Kohlenmonoxid-Vergiftung debattiert der NRW-Landtag über Gesundheitsgefahren und „Wohnzimmer krimineller Clans“.

Eine junge Frau raucht in einer Shisha-Bar. Foto: dpa

Eine junge Frau raucht in einer Shisha-Bar. Foto: dpa

Foto: dpa/Paul Zinken

Es passiert immer wieder, zuletzt am vergangenen Samstag in Bochum: Zwei Besucher einer Shisha-Bar müssen mit einer Kohlenmonoxid-Vergiftung in eine Spezialklinik. Anlass für den NRW-Landtag, in einer Aktuellen Stunde hitzig über das Thema Shisha-Bars und das Rauchen von Wasserpfeifen zu diskutieren.

Anders als bei einer Zigarette wird der Tabak in der Wasserpfeife nicht direkt verbrannt, sondern bei niedrigen  Temperaturen verschwelt. Um den Tabak zu erhitzen, wird Kohle verwendet. Dabei entstehen Kohlenmonoxid (CO) und Benzol. Innerhalb geschlossener Räume kann sich der Gehalt von CO in der Atemluft sammeln, ohne dass das geruchlose Gas wahrgenommen wird. Hohe Dosen von CO führen nach wenigen Minuten des Einatmens zu Bewusstlosigkeit und Ersticken.

Bei schwerem Vergiftungsfall in die Druckkammer

Die Uniklinik Düsseldorf musste 2017 rund 40 Betroffene aus Shisha-Bars in ihrer Druckkammer behandeln. Dabei wird unter Überdruck Sauerstoff verabreicht, um das CO aus Blut und Organen zu verdrängen.

In der Landtagsdebatte mahnt  Serdar Yüksel (SPD) CO-Messgeräte in den Bars an. „Solche Warnmelder müssten längst Pflicht sein“, sagt er. Nicht nur für die Besucher, sondern auch im Sinne der Mitarbeiter in den Bars seien Schutzmaßnahmen geboten. Gesetzliche Verschärfungen beim Nichtraucherschutz seien Sache des Landesgesetzgebers, er dürfe das Problem nicht auf die Ordnungsbehörden abschieben.

Dass die Regierung nicht etwa Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, sondern Innenminister Herbert Reul (beide CDU) in den Ring der Debatte schickt, zeigt, dass es der Landesregierung beim Thema Shisha-Bars vorrangig um etwas anderes geht als den Gesundheitsschutz. Bei diesem sei man ohnehin bereits  „unterwegs“, sagt Reul dazu nur kurz. Und greift dann die Opposition frontal  an: „Das Thema auf den Nichtraucherschutz zu reduzieren, da fassen sich doch die Leute an den Kopf.“  Worauf ihm SPD und Grüne vorhalten, die Regierungsfraktionen hätten die Sache doch selbst mit Hinweis auf den Bochumer Fall auf die Tagesordnung gebracht.

CDU und FDP betonen freilich auch dies: Kontrollen und Razzien belegten, dass Shisha-Bars auch Schauplatz für kriminelle Geschäftsmodelle sind. Für Geldwäsche, Schmuggel, illegales Glücksspiel und Drogenhandel. Mit regelmäßigen Kontrollen und Razzien müsse der Druck auf die Szene erhöht werden. FDP-Mann Marc Lürbke spricht von Shisha-Bars als  „Rückzugsorten für diverse Halbweltgestalten“, sein CDU-Kollege Gregor Golland von  „Wohnzimmern der Clans“. Da müsse man auch Verbote erwägen. Worauf  Verena Schäffer (Grüne) gegenhält, man könne doch nicht pauschal gegen alle Shisha-Bars vorgehen, dafür gebe es gar keine  Rechtsgrundlage. Und für den Koalitionspartner der CDU, die FDP, stellt Rainer Matheisen klar: „Wir wollen als FDP keine pauschalen Verbote, sondern klare Qualitätsstandards.“ Shisha-Bars seien in der Freizeitkultur längst etabliert. Man dürfe die Menschen nicht bevormunden und „nicht aus Angst vor fremden Kulturen etwas verbieten“.

Innenminister Reul (CDU) sieht die Sache aus anderer Perspektive als der gesundheitlichen: „Shisha-Bars schießen wie Pilze aus dem Boden, nicht weil die Leute rauchen wollen, sondern weil da krumme Geschäfte gemacht werden. Nicht in jeder einzelnen Shisha-Bar“, schränkt er ein, aber das Umfeld sei häufig der Boden für Clankriminalität. In den vergangenen  Monaten habe es verdichtete Kontrollen gegeben, nicht nur durch die Polizei allein, sondern auch andere Behörden wie Zoll und Finanzamt, Gesundheitsamt.  445 Objekte seien kontrolliert, 40 Personen festgenommen worden, 15 Schließungen habe es gegeben.

Zu den gesundheitlichen Risiken des Rauchens von Wasserpfeifen hat das Bundesinstitut für Risikobewertung die wichtigsten Fragen beantwortet. Dabei geht es nicht nur um das Risiko einer Kohlenmonoxid-Vergiftung, sondern auch um die Inhaltsstoffe des Tabaks.

Nebenwirkungen

Zu den gesundheitlichen Risiken des Rauchens von Wasserpfeifen hat das Bundesinstitut für Risikobewertung die wichtigsten Fragen beantwortet. Dabei geht es nicht nur um das Risiko einer Kohlenmonoxid-Vergiftung, sondern auch um die Inhaltsstoffe des Tabaks.

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