Besonderes Konzert in Erkrather Höhle Klangerlebnis für 50 Zuhörer

Erkrath. · Zur langen Museumsnacht gab das Duo Chogori ein Konzert in der Höhle hinter dem „Neandertal No. 1“.

 Mut hatte Gregor Kerkmann, der trotz der natürlichen Feuchte in der Höhle beim Konzert seinen Kontrabass spielte.

Mut hatte Gregor Kerkmann, der trotz der natürlichen Feuchte in der Höhle beim Konzert seinen Kontrabass spielte.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Höhle hinter dem Café Neandertal No.1 ist ein kleines Klangwunder. Eine ganze Reihe von Profimusikern hat den ovalen Raum schon angetestet und ihm eine herausragende Akustik bescheinigt. Doch was den Hörern besonders eindrücklich erscheint, ist, dass der Klang sich stets wandelt.

Nach den Spätherbstgüssen der letzten Woche bahnte sich zur Museumsnacht Wasser den Weg durch den Schiefer und es tropfte von der Decke. Ein Baldachin wurde aufgestellt, der die Besucher trocken hielt und dem Tropfwasser als Resonanzfell diente. „Tap-tadap-tap“ trommelte da der Tropfentakt. Der Klassiker von The Doors „Riders on the Storm“, das vom sphärischen Rauschen eines Platzregens getragen wird, ist das Lieblingslied des Pianisten Ralf Stritt, der mit dem Duo Chodori das jazzträumende Finale des Konzertabends gestaltete.

Atmosphäre ist wichtig für Musik. Es gibt Klavierspieler, die im sterilen Studio ein Album aufnehmen und in der Endmischung das Klappern und Plappern eines vollbesetzten Restaurants einstreuen, um eine Verbindung mit der Lebensechtheit zu schaffen. In der Neandertalgrotte ist die Atmo schon voreingestellt, garniert wird sie mit einem Bordeaux von Cafésommelier Lothar und einer Mascarpone-Creme von Cafékonditor Stefan. Achtzig Personen passen sonst in das Höhlensystem hinein. Doch in der Museumsnacht waren es nie mehr als 50, denn drei mächtige Instrumente mussten noch Platz finden.

Um den kurvenreichen Holztorso von Gregor Kerkmanns Kontrabass musste man sich wegen der Höhlenschwüle zunächst Sorgen machen. Doch bei der Kostrobe einiger Stücke des brandneuen Chogori-Albums „Lake“ erwies sich die Spannkraft der Saiten als tadellos. Das doppelmündige Euphonium von Nicolao Valiensi – aus amerikanischer Provenienz jedoch am Düsseldoefer Hbf erstanden – stellt mit seiner wunderlichen Form ein Kuriosum dar. Zumal der Toskaner darauf eine jetztzeitliche Version einer fünfhundert Jahre alten Renaissance-Komposition des Fürsten von Venosa Carlo Gesualdo intonierte. Die nächste Chance, solch wilde Mischung zu bewundern, ergibt sich am 3. Oktober, wenn Valensi und seine Blechbläser um 14 Uhr das Festival Andertal mit einem freien Musikspaziergang eröffnen.

Ebengleich eine tolle Geschichte trägt das Pianola von Tom Blankenberg in sich. Es soll einmal Reinhold Heil gehört haben, dem einstigen Keyboarder der Nina Hagen Band und Komponist des NDW-Hits „Carbonara“. Blankenberg entlockt dem langgedienten Popinstrument die feinsten Untertöne. Er malt Musik, der sich Sonnenblumen zuwenden würden. Viele der Lauschenden blieben nur für eines der drei Konzerte, da sie alsdann von den üppigen Attraktionen der Museumsnacht ins Neanderland hinaus getrieben wurden. Im Schein des Neumonds machte sich auch der graue Cafékater Akani, der direkt über der Höhle wohnt, auf zu einer Erkundungstour.

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