Ausstellung im Museum Schloss Rheydt Rheydt und Odenkirchen im Fadenkreuz

Rheydt · Im Museum Schloss Rheydt ist jetzt eine Ausstellung über die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen spanischen und niederländischen Truppen zu sehen. Viele spannende Dokumente aus der Epoche 1560 bis 1660 sind dort versammelt.

 Historiker Nils Loscheider ist wissenschaftlicher Volontär im Rheydter Haus und freut sich über die Ausstellung.

Historiker Nils Loscheider ist wissenschaftlicher Volontär im Rheydter Haus und freut sich über die Ausstellung.

Foto: Isabella Raupold (ikr)

Konfessionelle und machtpolitische Spannungen bestimmten ab 1560 das Ringen um die Vorherrschaft in den spanischen Erblanden Flandern und Niederlande, wobei auch Gebiete östlich des Rheins von Kriegshandlungen betroffen waren. Goethe („Egmont“) und Schiller haben an den Freiheitskampf der nördlichen Provinzen der Niederlande, der Generalstaaten, gegen das spanische, auf dem Haus Habsburg gründende Weltreich literarisch erinnert. Nun widmet sich das Museum Schloss Rheydt diesen für den Niederrhein prägenden Ereignissen. Jetzt ist die mit dem Museum Zitadelle Jülich organisierte Geschichtsschau in der Vorburg zu sehen.

Die Vorbereitungen haben ein gutes Jahr in Anspruch genommen. So lange ist der Historiker Nils Loscheider als Wissenschaftlicher Volontär im Rheydter Haus tätig. Beim Rundgang ist dem äußerst sachkundigen Kurator die Begeisterung anzumerken, die er mit dem Großprojekt verbindet. „Ausgangspunkt ist der spanisch-niederländische Krieg, der 80 Jahre dauerte, von 1568 bis 1648“, informiert Loscheider. Dann zeigt er Porträts von Kaiser Karl V., der einen Teil seines Weltreichs seinem Sohn Philipp II. verschrieb, Bilder von Königen, Fürsten, Geistlichen. Der in Madrid residierende König, der einen militanten Katholizismus vertrat, versuchte mit allen Mitteln, den Aufstand der reformierten Niederländer niederzuschlagen. Was am Ende misslang – aber einen immensen Blutzoll kostete.

Auch Rheydt und Odenkirchen gerieten ins Fadenkreuz. Doch der damalige Inhaber der Unterherrschaft Rheydt, Otto Heinrich von Bylandt, sorgte mit Verhandlungsgeschick dafür, dass Übergriffe marodierender spanischer Soldateska in der Region begrenzt blieben. Der Preis: Die starke Wehranlage rund um das Herrenhaus musste geschleift werden. Schlimmer erging es, gleich in der zweiten Schlacht des 80-jährigen Krieges, 1568, der Bevölkerung des Städtchens Dahlen (heute: Rheindahlen) und des Kirchspiels Wickrath. Nach der Belagerung der von niederländischen Rebellen gehaltenen Stadt durch spanische Truppen gab es ein Massaker. Viele weitere, darunter die „Morderei von Ionckersdorff“ (Köln-Junkersdorf) oder bei der Eroberung von Neuss, sollten folgen.

Wertvolle Leihgaben aus vielen Archiven sind bis 6. März 2022 in Rheydt zu bestaunen: Schlachtengemälde, Rüstungen, darunter ein Mailänder Harnisch, ein spanischer Helm („Morion“) sowie prächtige Abbildungen von Kostümen der Zeit. Immer wieder begegnen die beredsamen Kupferstiche aus der Kölner Werkstatt des protestantischen Glaubensflüchtlings Frans Hogenberg. Von dessen publizistischen Blättern besitzt das Museum Schloss Rheydt selbst eine stattliche Anzahl. Dass auch die Reliquienbüste des heiligen Laurentius aus der Schatzkammer der Gladbacher Pfarre St. Vitus in der Ausstellung zu sehen ist, hat einen historischen Grund: „Die spanischen Könige, beginnend mit Philipp II., versuchten in den Besitz der Schädelplatte des heiligen Laurentius zu gelangen. Der Heilige wird in Spanien hoch verehrt, dies war Staatsräson. Doch der Gladbacher Abt Peter von Bocholtz und die Benediktiner der Abtei lehnten die Übergabe beharrlich ab. So verblieb die Reliquie in Gladbach“, erklärt Nils Loscheider.

Die Ausstellung „Weltreich und Provinz. Die Spanier am Niederrhein 1560 bis 1660“ wird von der Spanischen Botschaft und vom Spanischen Generalkonsul als Schirmherr unterstützt.

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