Historische Motorräder in Schiefbahn Motorräder, die schon viel gesehen haben

Kaarst/Schiefbahn. · Achtung, Suchtgefahr: Für Liebhaber alter Motorräder ist das Geschäft von Michael Kantert und Andreas Thumm in Schiefbahn ein wahres Paradies. Viele Maschinen aus den 70er-Jahren warten bei ihnen auf neue Besitzer.

 Michael Kantert (links) und Andreas Thumm handeln in Schiefbahn mit historischen Motorrädern.

Michael Kantert (links) und Andreas Thumm handeln in Schiefbahn mit historischen Motorrädern.

Foto: Norbert Prümen

Michael Kantert und Andreas Thumm hat die Corona-Krise bis jetzt nicht viel anhaben können: Ihr Motorradhandel in Schiefbahn läuft rund, und auch vor der kommenden kalten Jahreszeit haben sie keine Angst. Das dürfte vor allem daran liegen, dass sie viele alte und rare Maschinen an Sammler veräußern, die den Winter zum Schrauben nutzen. Wer von der Linsellesstraße ortsauswärts fährt, sieht das großzügig verglaste Gebäude der beiden Motorrad-Händler. Als Fensterdekoration sind schon von Weitem Mofas vornehmlich aus den 1970er-Jahren zu sehen. Dieser Anblick kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dort überwiegend mit schwereren beziehungsweise schweren Maschinen gehandelt wird. Angefangen hat alles 1990 an der Wattmannstraße in Kaarst-Vorst. Michael Kantert (58) arbeitete damals als Steuerfachgehilfe, und im selben Haus wohnte der ein Jahr ältere Elektriker Andreas Thumm.

Mit Vermietungen
hat alles angefangen

Am Anfang war das Geschäftsmodell noch ein anderes: Zuerst vermieteten die zwei damals noch jungen Männer Maschinen, nach rund 20 Jahren konzentrierten sie sich dann auf den Handel. Ausgeliehen werden können die Motorräder längst nicht mehr. Was sich noch im Laufe der Jahre geändert hat: Willem Roux wurde vor 14 Jahren als professioneller Zweiradschrauber eingestellt. Er ist Herr der lichtdurchfluteten Werkstatt, legt Hand an Motorräder, die zu Legenden geworden sind.

Michael Kantert und Andreas Thumm haben derzeit rund 50 Motorräder im Angebot – eigentlich nichts Aufregendes. Trotzdem muss eine Warnung ausgesprochen werden: Für Nostalgiker gilt Suchtgefahr. Da stehen sie alle, für die ihre Herzen in jungen Jahren schneller geschlagen haben: die blaue Yamaha 250 beispielsweise, damals so etwas wie der VW Golf in der 250-Kubikzentimeter-Klasse. Oder die klassische Honda 750, ebenfalls aus den 1970er-Jahren. Oder die MZ aus dem Arbeiter- und Bauernstaat DDR. Um viele Motorräder, die an der Linsellesstraße auf neue Eigentümer warten, ranken sich Geschichten, die Michael Kantert und Andreas Thumm erzählen – oder auch nicht. „Von der Bimota KB 3 sind nur 115 Exemplare gebaut worden. Diese stammt aus prominentem Vorbesitz“, sagt Michael Kantert. Wer der Promi sei? Es sei ein Formel-1-Rennfahrer, mehr wird aus Diskretion nicht
verraten.

Ein Hingucker ist auch das Rennmotorrad von Moto Guzzi aus dem Jahre 1947. Ein Aufkleber gibt Auskunft darüber, dass das edle Teil 2006 am Hamburger Stadtparkrennen beteiligt gewesen ist. Die Triumph T 100 Trophy von 1958 befindet sich im Originalzustand. Andreas Thumm hat schon den einen oder anderen „Schwedenhappen“ wie diese Triumph aus dem skandinavischen Land mitgebracht. Nichts für Klementine: Das Motorrad Ariel HS 500 steht exemplarisch für die Exoten, die man bei Motorrad Kantert entdecken kann. Die beiden Kaarster beschreiben ihre Kundschaft so: Viele kommen nicht aus der Region, kaum jemand hat nur ein einziges Motorrad. Und viele Liebhaber schrauben auch gerne selbst an den Maschinen. Für sie sind die raren, aber nicht komplett restaurierten Gefährte die passende
Herausforderung.

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