Wie viel Hilfe brauchen die Helfer?

Deutscher Hilfsdienst: Anwalt spricht von Finanzproblemen. Der Betrieb „läuft voll weiter“.

Mönchengladbach. Die Vorgänge beim Deutschen Hilfsdienst (DH), einer Rettungsorganisation mit mehr als 60 Mitarbeitern, werden immer verwirrender. Erst stellte der langjährige Vorsitzende des eingetragenen, gemeinnützigen Vereins, Manfred A. Schumann, Insolvenz-Antrag beim Amtsgericht. Er habe eine wirtschaftliche Schieflage bemerkt und fürchte um sein Lebenswerk, sagt er.

Dann hagelte es DH-interne Kritik an Schumanns Vorgehen. "Wir spüren zwar Rückgänge bei Krankentransporten und Kostensenkungen im Gesundheitswesen, aber wir haben bis zum 15. Juni alles bezahlt", sagt DH-Geschäftsführer Uli Bunkowitz. Der Schritt Schumanns sei "unnötig" gewesen und habe "viel Porzellan zerschlagen".

Am Freitag nun erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Peer Jung aus der Kanzlei Kübler: "Die Antragstellung (gemeint ist der Insolvenzantrag) durch den Vorsitzenden Schumann war zulässig, Anzeichen für eine Zahlungsunfähigkeit liegen vor."

Der Verein, der in Gladbach und Viersen aktiv ist, sei "durch Umsatzrückgänge und Belastungen aus einem Immobiliengeschäft in Liquiditätsschwierigkeiten geraten." Man werde die Buchhaltung des Hilfsdienstes "sehr genau" unter die Lupe nehmen, schiebt Jung nach. Und fügt hinzu: "Im Rahmen eines Insolvenzverfahrens sehe ich gute Chancen, den Verein dauerhaft zu sanieren."

DH-Vorstandsmitglied und Jurist Dieter Breymann, wie Bunkowitz CDU-Politiker, ist über die Äußerungen Jungs alles andere als glücklich: "Wir hatten alle Stillschweigen vereinbart, weil wir auch mit der Hausbank Stadtsparkasse auf einem guten Weg sind." Das drohe jetzt zu platzen, immerhin gehe es um viele Arbeitsplätze. Am Montag soll es "klärende Vereinbarungen" geben.

Der Deutsche Hilfsdienst, der auch schon mal gerne Verletzte zu Dumpingpreisen fuhr, geriet bereits 2008 in die Schlagzeilen, als sich das Hauptzollamt einschaltete. Es ging um den Verdacht der Schwarzarbeit. Das Verfahren ist noch anhängig.

Vor geraumer Zeit kaufte man den Standort Fliethstraße und baute ihn zur modernen Rettungswache um. Als das alte, vorgelagerte Haus saniert wurde, gab es nach Angaben von DH-Mitarbeitern "deutliche Mehrkosten". Ob sie zu den mutmaßlich roten Zahlen führten, dazu sagen die Beteiligten nichts.

Unklar ist auch, ob der DH von der Stadt neue, ausstehende Lizenzen zum Befördern von Kranken erhält. In der Stadtverwaltung äußert man sich zu dieser Frage nicht offiziell.

Neben Schumann (71) gehören dem Vereinsvorstand des DH noch vier Personen an: auch Bunkowitz (65). Er ist in Sachen Hilfsdienst als Geschäftsführer allein vertretungsberechtigt und seit 2004 im Amt.

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