Wie „Övu“ den Straßen zusetzt

4000 Aufbrüche jährlich schädigen die Pisten in der Stadt — ganz abgesehen von den vielen Frostschäden.

Mönchengladbach. Gladbachs Straßen — sie haben ganz schön was auszuhalten: Der viele Straßenverkehr, die rund 4000 Schäden durch den Frostwinter 2010/2011. Als wenn das nicht schon genug wäre, kommt auch noch „Övu“ dazu. „Övu“ steht für „Straßenschäden durch Aufbrüche der öffentlichen Versorgungsunternehmen“. Ein von den Bündnis-Grünen angeforderter Bericht zeigt, dass solche Aufbrüche — etwa 4000 jährlich — den Asphalt-Pisten und Fußgänger-Trassen mächtig zusetzen.

Mehr noch: Was manche Tiefbauer ins Loch füllen, bleibt in den meisten Fällen im Dunkeln. Denn die Stadt prüft mangels Personal im „Övu“-Fall nur etwa zehn Prozent der Baustellen. Und das dann stichprobenartig, wie es in der Bilanz heißt. Ausnahme sind große Projekte, die nach ihrer Fertigstellung höchst offiziell abgenommen werden.

Gebaggert wird dann, wenn Leitungen verlegt bzw. ersetzt werden sollen. Ob fürs Abwasser oder fürs Telefon. Jährlich, zählt die städtische Übersicht auf, gehen 2840-mal Versorgungsträger und Telekommunikations-Unternehmen unter den Asphalt bzw. die Gehweg-Platte. Mehr als 83 Prozent aller Maßnahmen seien spätestens nach einem Monat erledigt.

Von den zirka 4000 Aufbrüchen erfolgen knapp 40 Prozent „im öffentlichen Verkehrsbereich“, also auf Straßen. Staus mit unterschiedlicher Ausdauer inklusive.

Eine „Koordinierungsstelle“ — ein Ingenieur, ein Meister, ein Techniker — wollen dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und dass auch verabredete Zeitpläne eingehalten werden. Zwar dürfen „nur von der Stadt Mönchengladbach zugelassene Bauunternehmen die Arbeiten durchführen“. Doch bei der Vielzahl der Aufbrucharbeiten und der schwach besetzten Koordinierungsstelle sind laut Bericht lediglich sporadische Kontrollen möglich. Anders formuliert: Man sieht zwar, wie oben gearbeitet wurde, was sich darunter befindet, das sieht man nicht.

Dabei, sagt ein städtischer Fachmann, schwächt jeder Aufbruch den Straßenkörper und schädigt ihn damit. Ein großes Problem bleiben die Fugen, sowohl die seitlichen als auch die auf der Oberfläche. Denn dringe nach dem Abzug der Bauarbeiter Regenwasser ein, sei die Straßendecke schon bald beschädigt.

Zwar hat die Stadt eine eigene „Aufgrabungsrichtlinie“, eine Gebrauchsanweisung für Tiefbauer sozusagen, formuliert und darin festgeschrieben, dass „die Verkehrsfläche mindenstens in der vorgefundenen Qualität wieder herzustellen ist“. Doch eine gesetzliche Vorgabe, bei größeren Baustellen die Fahrbahn in voller Breite wieder herzustellen, bestehe nicht, erklärt ein städtischer Experte.

So kommt es zu den vielfachen unschönen Flickenteppichen oder wie im Falle der Rathenaustraße in Stadtmitte zu Achterbahneffekten. Gegenüber der Krankenkasse AOK sackte die viel befahrene Straße schon vor geraumer Zeit gefährlich ab. Der dreiköpfigen Koordinierungsstelle ist das offenbar gar nicht aufgefallen.

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