Von Istanbul nach Helsinki

Autoren lesen im Rahmen des „Literarischen Sommers“ auch in Gladbach. Zu Gast ist unter anderem Hatice Akyün.

Von Istanbul nach Helsinki
Foto: Oliver Mark

Mönchengladbach. Wen zur Sommerzeit das Fernweh packt, der muss nicht gleich ins Flugzeug steigen. Der Literarische Sommer lädt ein, sich beim Lesen auf den Flügeln der Fantasie auf den Weg zu machen. Von Istanbul über Berlin bis Helsinki und quer durch die Zeit geht vom 10. Juli bis zum 7. September die Reise im Kopf: „Wir eröffnen unser Kulturereignis, wenn alle anderen Veranstaltungen Pause machen“, sagt Brigitte Behrendt, Leiterin der Stadtbibliothek Mönchengladbach, seit 2000 zum 15. Mal Kooperationspartner des binationalen Literaturfestivals. 24 Lesungen finden in diesen acht Wochen in Krefeld, Neuss, Mönchengladbach, Düsseldorf, Aachen und Bedburg-Hau sowie in den niederländischen Städten Kerkrade, Vaals und Valkenburg statt.

Gastautoren sind etwa Jan Weiler, Sibylle Lewitscharoff und Otto de Kat. Sieben niederländische Autoren lesen am Niederrhein: „Das Publikum ist eingeladen, sich auf die Reise zu machen und die verschiedenen, oft ungewöhnlichen Leseorte zwischen Rhein und Maas zu besuchen“, so Arno van Rijn, Projektleiter Literarischer Sommer für Gladbach. Peter Schneider eröffnet am Dienstag, 22. Juli, in der Rheydter Stadtteilbibliothek den Reigen der insgesamt vier Lesungen in Gladbach. Ab 19.30 Uhr stellt der Essayist und Autor sein Buch „Die Lieben meiner Mutter“ vor. Die Geschichte basiert auf Briefen seiner früh verstorbenen Mutter an ihren Liebhaber, die Schneider wiederentdeckt und mit den Erinnerungen an seine eigene belastete Kindheit als Sohn eines Dirigenten verwoben hat.

Stefan Moster lebt als Übersetzer in Finnland. Dort spielt auch sein Buch „Die Frau des Botschafters“, das der Autor am Donnerstag, 31. Juli, 19.30 Uhr, im Geneickener Bahnhof vorstellt. Oda führt an der Seite eines deutschen Diplomaten in Helsinki ein eher ereignisloses Leben. Ihr behinderter Sohn lebt im Heim in der Heimat. Felix droht nun auch noch zu erblinden und so macht sich seine Mutter mitten im kalten Winter auf, um ihrem Sohn noch einmal das Nordlicht zu zeigen. An ihrer Seite ist Hans, Kind eines deutschen Besatzungssoldaten. Oda entwickelt im Verlauf ihrer Reise eine neue Sicht auf existenzielle Fragen.

Am Mittwoch, 20. August, ist der niederländische Autor Hans Croiset in der Zentralbibliothek in Mönchengladbach zu Gast. Ab 19.30 Uhr liest der Schauspieler und Regisseur aus seinem Roman „Maskenball unter Linden“. Die Geschichte handelt im Berlin des Jahres 1935. Der Schauspieler Moritz Ackermann, in den Niederlanden gerade Vater geworden und als Jude unerkannt, macht hier am Theater Karriere. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, denn die Bedrohung durch das Nazi-Regime ist allgegenwärtig.

Der interkulturelle Dialog ist ein Schwerpunktthema in der Stadteilbibliothek Rheydt. Das beweist einmal mehr der Besuch der Autorin Hatice Akyün an diesem Ort: Am Freitag, 29. August, stellt die Journalistin und Frauenrechtlerin ab 19.30 Uhr ihren Reportageroman „Ich küss dich, Kismet“ vor. Die in der Türkei geborene und in Duisburg aufgewachsen „Quotentürkin“, wie sie sich selber nennt, besucht für einige Wochen Istanbul. Fern von Berlin am Bosporus vermisst sie bald Vollkornbrot und Käsekuchen.

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