Viel Schnee, kein Chaos

So etwas haben selbst erfahrene Polizisten und Räumdienst-Mitarbeiter noch nicht erlebt: Trotz weißer Pracht gab es kaum wetterbedingte Unfälle.

Mönchengladbach. Seit 30 Jahren ist Wilfried Theißen bei der GEM und erfahren im Kampf gegen Schnee und Eis. "Aber so was hab’ ich in meiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt", sagt der 58-jährige Einsatzleiter des Räumdienstes, "so wenig wetterbedingte Unfälle." Bis Sonntag Abend hatte es trotz dichter Schneedecke in der ganzen Stadt nur sechs Unfälle gegeben. Ein Fahrer wurde bei einer Kollision auf der Gladbacher Straße leicht verletzt.

"Es sind kaum Autos draußen. Die Menschen bleiben zu Hause und sind wirklich sehr vernünftig", lobte Klaus Grothe von der Einsatzleitstelle der Polizei. Bei einigen war das "Dauerparken" allerdings nicht freiwillig. Viele Fahrzeug-Batterien streikten wegen der Kälte. Beim ADAC-Pannendienst gab es Wartezeiten von mindestens einer Stunde.

Wer sich doch mit dem Auto auf den Weg machte, der hatte bis mittags komplett verschneite Straßen vor sich. "Zeitweise sind wir im Schnee ertrunken", sagte GEM-Mann Theißen. Angesichts des dichten und über Tag anhaltenden Schnees rückten die GEM-Fahrzeuge erst am späten Mittag aus, um die städtischen Straßen von weißen Massen zu befreien. "Alles vorher hatte keinen Zweck", sagt Theißen, "wir haben es sogar auf unserem Hof ausprobiert und da mal geräumt und gestreut."

Was einerseits ein Segen mit Blick aufs Unfallrisiko war, war andererseits ein Fluch: die wenigen Autos. "Das Salz braucht Autos", sagt Theißen, damit die Reifen es weiter transportieren.

Am Mittag starteten die 22 GEM-Leute mit elf Groß- und drei Kleinfahrzeugen auf Verdacht, weil für den Nachmittag angekündigt war, der Schneefall würde weniger oder sogar aufhören. Theißen: "Wir müssen jetzt einfach raus, egal, was ist. Sonst kommen wir nicht hinterher. Wir werden auf jeden Fall die Nacht durchmachen." Trotzdem musste er am Abend bei einer Zwischenbilanz einräumen, "dass alles wieder weiß ist, wenn wir nach 20 Minuten an eine Stelle kommen, wo wir schon waren".

Im Dauereinsatz war auch die Gladbacher Autobahnmeisterei. "Wir kämpfen ununterbrochen. Aber es scheint aussichtslos zu sein", lautete die Einschätzung von Einsatzleiter Wilfried Gisbertz am Mittag. Mit sechs Lastwagen waren seine Leute unterwegs. Die Förderbänder, über die die Fahrzeuge mit Salz beladen werden, standen kaum still. Am Abend lautete Gisbertz vorläufige Bilanz: "Die Straßen sind nicht frei zu bekommen, weil weiter Schnee fällt. Aber wir tun unser Bestes, damit die Schneedecke nicht festgefahren wird."

Bei der Feuerwehr zog man am Sonntag sogar die Schneeketten auf, da die Einsatzfahrzeuge nicht so richtig von der Stelle kommen wollten. Schneebedingt gab es für die Feuerwehrleute aber nur einen Einsatz. Eine ältere Dame rutschte auf ihrer Terrasse in Bettrath aus.

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