Traum endet im Feuerball

Der Absturz der Concorde riss 13 Gladbacher in den Tod. Über die Ursache wird immer noch gestritten.

Mönchengladbach. "Es war das schrecklichste Ereignis in unserer Stadt während meiner Amtszeit", erinnert sich Monika Bartsch heute. Sie ist Oberbürgermeisterin, als am 25. Juli 2000 bei Paris die bis dahin so sicher geltende Concorde als Feuerball abstürzt. Es ist genau 16 Uhr 43 und 13 Sekunden, als 113 Menschen qualvoll sterben müssen. Mit in der Unglücksmaschine 13 Menschen aus Gladbach. Sie kommen aus stadtbekannten Familien mit Namen wie Ruch, Kahle oder Tellmann. Sehr viele Bürger sind wie gelähmt, sie trauern.

Tage später, als sich viele hundert Menschen in und an der ev. Hauptkirche am Rheydter Marktplatz zum Abschiedsgottesdienst versammeln, sagt eine ergriffene Bartsch diese Worte: "Ein Flugzeug stürzt ab. Das erleben wir mehrmals im Jahr irgendwo auf der Welt. Bald geht man zur Tagesordnung über. So läuft es normalerweise. Und dann stürzt wieder ein Flugzeug ab. Nur diesmal ist alles anders. Wir kennen viele Opfer, haben mit ihnen zusammen gearbeitet, sie geschätzt, gemocht, ja geliebt."

Norbert Tellmann, heute 56 Jahre und Vater dreier erwachsener Kinder, erinnert sich an die Rede Bartschs. Es war eine von vielen. Tellmann und zwei seiner Kinder werden am Sonntag schon früh nach Paris fliegen, um an einer Gedenkfeier teilzunehmen. Abends geht es wieder zurück. Der 56-jährige verlor vor zehn Jahren seine Eltern Margarete und Werner.

97 der Concorde-Opfer kamen aus der Bundesrepublik, viele aus NRW, je zwei aus Jüchen und Düsseldorf. Wie die Tellmanns wollten die meisten ab New York mit der MS Deutschland in die Karibik auslaufen. Ein lange gehegter Traum, der im Absturz endet.

Zehn Jahre danach ist die Katastrophe nicht vergessen, auch deshalb nicht, weil es noch immer Streit gibt über die Ursache des Todesfluges. Im Dezember wollen die Richter am Strafgericht in Pontoise bei Paris ein Urteil über den mutmaßlich Schuldigen fällen.

Für Hinterbliebene wie Tellmann und seine vier Geschwister hat das Urteil kaum Bedeutung, es ist eher Symbolik. Rund 700 Angehörige der Opfer von Todesflug AF 4590 einigten sich nach dem Inferno mit Air France und ihrer Versicherung auf Entschädigungen. Schätzungsweise seien rund 173 Millionen Euro geflossen, heißt es.

Auch das Ehepaar Rita und Werner Wörmann wollte mit der Concorde nach New York. Doch es war kein Platz mehr frei. Die Odenkirchener buchten daher bei der Lufthansa den Direktflug Düsseldorf/New York. Damals waren sie verärgert, dass sie nicht im Mythos abheben konnten. Der Ärger wich schnell Entsetzen und Betroffenheit.

Die Wörmanns kannten einige der Opfer, und sie verloren geschätzte Mitbürger.

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