Timoteo lacht, trotz neuer Operation

Der junge Angolaner und sein Arzt sind optimistisch: „Hauptsache, ich kann wieder laufen.“

Mönchengladbach. Heute ist kein guter Tag für Timoteo Hilario Mussumari Cabeia aus Angola. Die Wunde an seinem Bein hat nachgeblutet, der Zwölfjährige muss erneut operiert werden. Es ist seine vierte OP, seit er am 13. Mai im Neuwerker Krankenhaus „Maria von den Aposteln“ aufgenommen wurde. Dem behandelnden Arzt Wolfgang Cleuvers macht diese Operation keine großen Sorgen. „Wir haben die Infektion gut im Griff. Die Entzündung ist weg“, sagt der Chefarzt der Unfallchirurgie.

Der Anblick von Timoteos Bein zeigt aber, wie schwer die Verletzung immer noch ist. Sein rechter Unterschenkel ist in einem so genannten Ringfixateur fest eingeschraubt. Metallstifte ziehen sich quer durch seine Wade. Es wird noch Wochen dauern und weitere Operationen brauchen, bis die Behandlung abgeschlossen ist. „Ein leichtes Hinken bleibt zurück, aber die Belastungsfähigkeit seines Beins können wir voll herstellen“, sagt Cleuvers. Wäre der Junge in Angola geblieben, hätte sein Bein amputiert werden müssen.

Timoteo wurde im August 2010 auf dem Weg zur Schule von einem Auto angefahren und brach sich Waden- und Schienbeinknochen. Viermal wurde er in Lunada operiert, doch die Wunde entzündete sich so stark, dass der Wadenbeinknochen ganz und der Schienbeinknochen teilweise zerstört wurde. „Durch die aufwändige und in Deutschland selten angewandte Behandlungsmethode der Segmentverschiebung soll sich ein neuer Knochen bilden“, sagt der Unfallchirurg.

Täglich wird das fixierte Schienbein einen Millimeter verlängert: „Für zehn Zentimeter neuen Knochen muss Timoteo 100 Tage stationär im Krankenhaus verbleiben“, sagt Cleuvers. Mindestens 30 000 Euro kostet die Klinik diese Behandlung. Möglich wurde sie für den afrikanischen Jungen durch die fast zehnjährige Kooperation zwischen dem Hospital und dem Friedensdorf Oberhausen, das jährlich über 100 schwerverletzte Kinder aus Krisen- und Kriegsgebieten nach Deutschland holt.

Nach Neuwerk kommen regelmäßig jeweils zwei kleine Patienten aus Angola oder Afghanistan, deren Verletzung im Heimatland nicht ausreichend versorgt werden kann.

Timoteo hat zwar heute noch nichts gegessen und sehnt sich nach gegrillten Sardinen aus seiner Heimat, dennoch lächelt er und beantwortet Fragen. Von Deutschland habe er noch nicht viel gesehen, übersetzt Dolmetscherin Raquel Schmitz aus dem Portugiesischen. Er fühle sich wohl und habe Freunde gefunden. Nur einmal huscht ein trauriger Ausdruck über Timoteos Gesicht: „Ich habe große Sehnsucht nach zu Hause“, sagt der junge Vollwaise. Er lebt bei Tante und Onkel und will Bauingenieur werden.

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