Theaterregisseur lernt nebenbei fürs Abi

Der Schüler Jonas Dumke ist Darsteller und Regisseur im Stück „Alice im Wunderland“.

Theaterregisseur lernt nebenbei fürs Abi
Foto: Jana Bauch

Ein Pinsel mit weißer Farbe streift über das Gesicht von Heiko Dekert. „Jonas, ist das richtig, wie ich geschminkt werde?“, ruft der Französisch- und Sportlehrer. Jonas Dumke rauscht mit Lederfrack, roter Perücke und Stoffhut durch den Maskenraum. Abwechselnd schaut er auf seinen Lehrer und das Originalbild von „Henry“ aus „Alice im Wunderland“. Jonas nickt. Genau so soll es aussehen.

Eigentlich wollte der Schüler der Gesamtschule Rheydt-Mülfort bei dem Theaterstück alles viel kleiner halten. In ein paar Wochen stehen schon die ersten Abiturprüfungen an. Jedoch: „Wenn ich einmal anfange, muss ich es auch richtig machen.“ Der 19-Jährige spielt nicht nur den verrückten Hutmacher, er hat auch das komplette Drehbuch geschrieben, angelehnt an die Originalgeschichte des britischen Schriftstellers Lewis Carroll.

Vor zwei Jahren spielte die Theatergruppe „Wundertüte“ mit „Jim Knopf“ ihr erstes Stück auf der Aula-Bühne. Auch hier inszenierte Jonas die komplette Aufführung und organisierte ein Casting für Schüler und Lehrer, um die Rollen zu besetzen. So sei der Schüler auch ziemlich überrascht darüber gewesen, welche Lehrkräfte sich auf eine Rolle bewarben. „Bei Kunst- oder Musiklehrern geht man ja irgendwie noch davon aus, aber dass sich aus den Fachbereichen Mathe und Physik Lehrer melden, hätte ich nicht gedacht.“

Zum Casting für „Alice im Wunderland“ kamen rund 60 Schüler und Lehrer. Die Bewerber mussten eine Szene auf der Bühne improvisieren — und das mit einer bestimmte Emotion, die ihnen zugeteilt wurde. „In erster Linie achte ich darauf, ob derjenige laut genug spricht“, sagt Jonas. „Wer zu leise spricht, kann nicht auf der Bühne schauspielern — das gilt auch für Lehrer.“

Mitschüler Valentin Preda, hinter der „Alice“-Bühne für die Kulissen zuständig, hat für den Regisseur nur lobende Worte: „Jonas hat alles im Griff.“ Doch wenn er als Regisseur vor und als Darsteller zwischendurch auf der Bühne steht, kommt der Abiturient an seine Grenzen. „Dann hat sich eine Alice-Darstellerin am Wochenende auch noch am Kopf verletzt — ich bin fast durchgedreht“, gibt er zu. Zum Glück wurde für diese Rolle schon ein Ersatz gefunden.

Wer „Alice im Wunderland“ im Forum der Gesamtschule anschauen möchte, hat folgende Termine zur Auswahl: morgen, 14 Uhr; Dienstag, 6. März, 14 Uhr; oder Donnerstag, 8. März, 18 Uhr.

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