Textilindustrie: Maschinenbau kehrt aus Asien zurück

Die neu gegründete Jagenberg Textile will den europäischen Markt erobern.

Textilindustrie: Maschinenbau kehrt aus Asien zurück
Foto: Knappe

Mönchengladbach. Bei den Wanderungsbewegungen in der weltweiten Textilindustrie war die Richtung lange Zeit klar: weg aus dem teuren Europa, hin ins günstige Asien. Nun ändert sich die Richtung. Ein erstes Zeichen dafür sieht man im Monforts Quartier: Dort produziert seit Mai das Unternehmen Jagenberg Textile, die jüngste Tochterfirma der Jagenberg AG aus Krefeld.

Zehn Mitarbeiter fertigen Anlagen zur Nassveredelung von Textilien, zum Beispiel Färben und Bleichen. Auch in den USA und in Indien hat der Konzern Firmen, die Textil-Maschinen herstellen. „Aber in Kerneuropa können wir mit Made in India nicht so punkten, wie wir uns das versprechen“, erklärt Erich Bröker, Vorstand der Jagenberg AG. Auch beim Kauf von Maschinen geht es ums Image. Weil die Lohnkosten in Indien steigen, spiele dieser Faktor keine große Rolle mehr.

Daher die Rückkehr nach Deutschland. Von hier aus sollen die Märkte in Europa und Russland, Südamerika sowie Bangladesch und Pakistan erschlossen werden.

„Die Resonanz ist sehr gut“, sagt Ralf Cöntges, Technischer Leiter der Jagenberg Textile. Bisher gab es diese Maschinen „Made in Germany“ nicht zu kaufen. Generell sieht man bei Jagenberg eine gute Entwicklung bei der möglichen Kundschaft. Wegen schneller Kollektionswechsel setzt die Textilindustrie zunehmend auf kurze Wege ihrer Waren. Außerdem würden hochwertige Textilien weiterhin in Europa gefertigt.

Die Produktion konnte recht schnell starten. Räume, Fachwissen und Mitarbeiter waren rasch gefunden. Rund eine halbe Million Euro hat die Jagenberg AG investiert.

Das Unternehmen verfügt über das Produkt-Know-how der Firma Küsters Textilmaschinen, die Jagenberg 2005 übernahm. Dazu gehören die nach eigenen Angaben in Branchenkreisen sehr geschätzten Küsters-Foulards — das Kernprodukt von Jagenberg Textile. Hinzukommt das Wissen aus dem firmeneigenen Netzwerk.

Bewusst setzt Jagenberg für sein neues Unternehmen auf erfahrene Mitarbeiter um die 50 Jahre. Diese zu finden war nicht schwer, so Bröker. Wer einmal der Textilindustrie verfallen sei, komme gerne zurück. Auch ehemalige Mitarbeiter der Firma Küsters in Krefeld wurden angeworben. „Wir haben bewusst Menschen mit Erfahrung angestellt. Nach und nach wollen wir diesen nun junge Menschen an die Seite stellen“, sagt Bröker. Der Betrieb will dann auch selbst ausbilden.

Seit dem Produktionsstart im Mai wurden schon zwei Maschinen innerhalb Europas verkauft, zwei weitere sind reserviert. Wenn alles gut anläuft und neben den Maschinen ganze Anlagen gebaut werden, kann Jagenberg Textile schnell expandieren. Das Gebäude im Monforts Quartier bietet über die nun genutzten 1500 Quadratmeter hinaus noch genügend Platz. Personell könnte man auf 30 bis 35 Mitarbeiter aufstocken.

Der Standort hat aber noch weitere Vorteile. So sei die Nähe zu Firmen wie der Monforts Werkzeugmaschinen viel wert. Mittelfristig, wenn auch selbst entwickelt wird, sei auch die Nähe zur Hochschule Niederrhein günstig. „Das Umfeld ist ideal“, so Bröker.

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